Das wohl älteste Archiv der Stadt?
Shownotes
In der ersten Bonusfolge ist Miriam Trojer, die Leiterin des Stiftsarchiv Wilten, zu Gast. Gemeinsam sprechen wir unter anderem darüber, was das Stiftsarchiv überhaupt ist, was man dort findet und wie man dort recherchiert. Zusätzlich sprechen wir ein wenig über den Arbeitsalltag, wie Miriam zur Arbeit in einem Ordensarchiv kam und in welchem Zusammenhang Nonnen mit Indiana Jones stehen.
Wenn Sie mit dem Archiv oder der Bibliothek des Stift Wilten in Kontakt treten wollen, dann besuchen sie bequem die Homepage.
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Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck finden Sie im Web unter diesem Link.
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Transkript anzeigen
00:00:00: [Intro-Musik] Tobias:Hallo und herzlich willkommen zur ersten Bonusfolge von Archivwürdig, dem Podcast
00:00:19: des Innsbruckers Stadtarchivs. Heute spreche ich mit Miriam Trojer, der Leiterin des Stiftsarchiv Wilten.
00:00:24: Gemeinsam sprechen wir unter anderem darüber, was das Stiftsarchiv überhaupt ist,
00:00:29: was man dort findet und wie man dort recherchiert. Zusätzlich sprechen wir ein wenig über den
00:00:34: Arbeitsalltag und wie Miriam zur Arbeit in einem Ordensarchiv kam. So viel zu diesem
00:00:39: kleinen Überblick und nun in die Folge. Liebe Miriam, danke, dass du heute Zeit hast und mit mir
00:00:46: und unseren Hörer:innen quasi was über das Stiftsarchiv Wilten zu erzählen.
00:00:52: Miriam: Danke für die Einladung. Tobias: Ja, bitte. Vielleicht fangen wir so gleich an, weil viele Zuhörerinnen
00:01:00: und Zuhörer vielleicht mit dem Stiftsarchiv nicht vertraut sind. Die wissen zwar das Stift in
00:01:04: Wilten, vielleicht eben nur, dass das den Hof... nein also, sagt man... ist ein Hofladen. Nein es ist ein... Miriam: Klosterladen. Tobias: Klosterladen,
00:01:11: so gibt und das Schnaps gebrannt wird, aber vielleicht vom Archiv wenig wissen. Vielleicht
00:01:17: wenn du uns mal kurz erzählst, was denn das Stiftsarchiv ist und was das ein bisschen
00:01:22: vielleicht beinhaltet. Miriam: Ja, also, das Stift Wilten, wie du sagst, kennt eh jeder im Umkreis von
00:01:29: Innsbruck kennt das Stift Wilten. Man kennt den Klosterladen, man kennt vielleicht den Schnaps.
00:01:35: Das Stiftsarchiv gibt es eigentlich seit das Stift existiert, das heißt,
00:01:40: aus dem 12. Jahrhundert. Und ein Archiv ist im Prinzip nichts anderes als eine Dokumentation und
00:01:48: die Ansammlung der Geschichte, der Institution, der es angehört. Und so ist es auch mit dem
00:01:55: Stiftsarchiv. Es existiert seit der Gründung des Stiftes und wurde gepflegt und gehegt,
00:02:01: oft besser, oft schlechter, im Laufe der Jahrhunderte und hat Gott sei Dank bis heute überlebt und
00:02:10: deswegen können wir auf einem beträchtlichen Bestand an geschichtsträchtigen Urkunden,
00:02:16: Akten, Objekten zurückblicken und das ist das Archiv letzten Endes. Tobias: Wächst das Archiv weiter?
00:02:25: Ist es... also die Frage, ob es ein abgeschlossenes Archiv ist oder? Miriam: Nein, es ist kein historisches Archiv,
00:02:32: wie man es nennt, also nicht abgeschlossen. Einige Bestände sind natürlich abgeschlossen,
00:02:37: aber es wächst tagtäglich weiter, weil das Stift ja selber noch existiert und lebt und arbeitet.
00:02:43: Also die Arbeiterkommentualen werden natürlich dokumentiert. Die Arbeiterverwaltung, die Verträge,
00:02:48: das wird alles irgendwann archiviert und kommt zu uns ins Archiv. Deshalb wächst es stetig weiter.
00:02:56: Tobias: Müsst ihr an die Archivmaterialien noch mal oder nachhaken, dass ihr an die Materialien kommt?
00:03:03: Ist es einfach, wissen die, also man sollte vielleicht noch sagen, im Stift leben ja noch die Chorherren,
00:03:11: sind ja eigentlich eine Gruppe aus wie viele sind es derzeit? Miriam: 22 und 6 wohnen im Stift. Genau.
00:03:19: Tobias: Kommt man da leicht [lachend] sag ich mal unter Anführungszeichen an die Materialien, wissen die, dass ihr da seid
00:03:25: und für das zuständig seid, wie ist da generell der Kontakt zwischen die im Kloster
00:03:32: lebenden und euch quasi im Kloster arbeiten? Nicht, dass die im Kloster lebenden nicht auch arbeiten,
00:03:38: also das will ich gar nicht sagen. Miriam: [lacht kurz auf] Ja, also sie wissen, dass wir hier sind und sie wissen zu 60 Prozent,
00:03:47: welche Arbeit wir machen. Wir kommen zu unseren Archiv Archivalien mal schneller, mal weniger schnell,
00:03:55: wo wir immer natürlich die erste Anlaufstelle sind, sind die Nachlässe. Das ist klipp und klar,
00:04:00: aber bis dato ist dem irgendwie nie so viel Gewicht beigemessen worden, die Archivalien
00:04:08: wirklich abzugeben. Das war dann eher schon so Klassiker, ich glaube, das kennt jeder Archivar
00:04:13: und jede Archivarin der Mülleimer der Institution. [Tobias lacht kurz auf] Egal, ob man das dann im Archiv
00:04:19: dann letztendlich wirklich aufbewahrt oder nicht. Also, wir sind derzeit dabei oder es ist unser
00:04:26: größerer Plan in nächster Zukunft, im sogenannten "Records-Management" tätig zu werden. Also, das ist
00:04:33: im Archivarsgebrauch ein natürlich bekannter Begriff. Das heißt, die Verwaltung in der Schriftgutbehandlung
00:04:40: zu beraten und schon vorher einzugreifen, dass wir erstens nicht so viel Arbeit haben, dass wir
00:04:46: nicht die ganzen Kontoauszüge aus die 80er-Jährigen kriegen, weil die brauchen wir einfach nicht. Wir
00:04:51: brauchen die Bilanzen, zum Beispiel und dass wir nicht wirklich alles selber machen, sondern dass
00:04:57: da auch gewisses Bewusstsein dadurch entsteht, was... für was das Archiv da ist, werden wir so einen
00:05:03: Aktenplan entwerfen, den gibt es für die Verwaltung nur intern, aber nicht für das Archiv. Und das
00:05:12: ist jetzt unsere große Aufgabe. Ist ein Riesenaufgabe. Und das Erste, was jeder Archivar
00:05:18: und jede Archivarin machen muss und das Wissen der Archivare und Archivarinnen eh, ist die Sensibilisierung
00:05:24: der eigenen Arbeit, weil die meisten wissen eigentlich gar nicht, was man macht und was die
00:05:29: eigentlichen Aufgaben sind. Meistens denkt man halt, ja, da liegen die alten Sachen rum. Und wenn ich
00:05:35: etwas nicht mehr braucht, dann gebe ich es ins Archiv. Das ist aber sehr selektiv. Tobias: Im Idealfall
00:05:39: geben sie es ans Archiv. Miriam: Im Idealfall. Das ist sehr selektiv aber dieser Wahrnehmung und auch die
00:05:44: eine selektive Auswahl dann. Und wir haben natürlich Vorgaben, die wir uns natürlich auch selber
00:05:53: machen durch unser Fachwissen. Wir bewerten die Archivalien und sagen dann, das kommt ins Archiv
00:05:59: und das brauchen wir nicht mehr. Und diese Bewertung für das sind wir angestellt, aber das ist den
00:06:05: den Chorherren natürlich nicht bewusst. Für das haben Sie keinen Einblick in die Arbeit eines
00:06:08: Archivars und einer Archivarin. Für das brauchen sie ja Fachpersonal. Und unsere Aufgabe und die
00:06:16: ist glaube ich wichtiger als der Umgang selber mit den Archivalien ist die Sensibilisierung der
00:06:21: Chorherren. Damit sie wissen, behaltet es bitte auch die Predigten auf. Das ist ein Teil eures
00:06:26: Charismas, was es jeden Tag nach außen tragt oder ich brauche jetzt nicht jede Hochzeitsdankeskarte an
00:06:35: den Priester und 1.000 Fotos von der Hochzeit von außen stehenden. Aber es wäre fein, wenn ich
00:06:40: vielleicht ein Foto von einem Konventausflug hätte. Also das sind zwei Paar Schuhe und meistens
00:06:46: kriegen wir aber ersteres und nicht letztes [schmunzelt] [Tobias lacht kurz] Miriam: Und da müssen wir noch sehr viel Arbeit machen.
00:06:51: Tobias: Die Sensibilisierung, ich meine das kenne ich auch gut. Das ist bei uns in der Stadt so,
00:06:56: das ist sicher auch beim Land so. Miriam:I ch glaube, das ist überall so. Tobias: Also von dem her sitzt ihr
00:07:02: nicht allein im Boot und auch bei uns ist es gerade quasi ein bisschen eine Umstellung,
00:07:06: was Aktenablage betrifft, weil wir jetzt auch viel oder vermehrt jetzt in der Zukunft eigentlich
00:07:14: auch digital ablegen. Ist digital ablegen, ist im Stift wahrscheinlich noch nicht so das Thema,
00:07:20: oder? Miriam: [seufzt] Bis dato nicht. Gehört aber alles zu diesem Records Management und Aktenplan dazu. Ich habe
00:07:29: das schon in meiner letzten Arbeit gemacht und werde das jetzt auch machen. Weil da ist natürlich
00:07:35: auch enge Zusammenarbeit auch mit der Verwaltung nötig. Wir haben uns jetzt zumindest mal technisch
00:07:40: darauf vorbereitet. Tobias: Ich wollte gerade fragen, weil technische Voraussetzungen... Miriam: Genau. Also das ist noch nicht
00:07:44: ganz ausgereift und wir haben mal so eine Zwischenlösung. Wir haben einen eigenen kleinen Server. Wir
00:07:50: tüfteln gerade mit unserern Itlern an einer, ich hasse dieses Wort, langfristigere Lösung, [beide lachen]
00:07:57: langzeit Archivierung, da sind wir noch weit weg. Aber es gibt für eine so kleine Institution und im
00:08:05: Vergleich zu einer Stadt oder einem Land sind wir natürlich eine kleine Institution noch keine
00:08:10: Generallösung und deshalb arbeiten wir einfach mit den einfachsten Mitteln mit Aktenablagen,
00:08:21: digitalen Explorer, ganz einfach. Allerdings natürlich in Archivierformat. PDFA nennt man es zum Beispiel.
00:08:29: Es gibt so verschiedene Formate. Und da haben wir noch sehr viel Arbeit auch vor uns bis dato ist es eine
00:08:37: reine Ablage der Verwaltung. Ich versuche das schon ein bisschen vorzubereiten. Aber schauen wir
00:08:45: mal, was die Zukunft bringt diesbezüglich. Also, wir sind dran und es dauert. Tobias: Du hast vorhin schon angesprochen,
00:08:53: so ein bisschen grob, was ihr im Archiv verwart. Vielleicht, dass wir da noch mal ein kleines bisschen darauf
00:08:58: eingehen. Du hast schon, ich glaube, das prominenteste Beispiel sind sicherlich die Urkunden.
00:09:03: Miriam: Definitiv. Tobias: [lachend] Ja. Die... ihr habt sie ja, glaube ich, moment, die Abschrift, glaube ich habt ihr,
00:09:11: von der Abtretung der rechten Innseite. Oder? Ich habe es jetzt nicht mehr auswendig im Kopf.
00:09:18: Miriam: Ja, also du meinst die, wir nennen sie die Stadt-Urkunde. Tobias: Ja, es ist... Miriam: Es ist, weil die Gründungsurkunde
00:09:25: der Stadt oder diese Abtretungsurkunde, das Original existiert ja nicht mehr,
00:09:30: weder in der Stadt bei euch noch bei uns.Tobias: Nein, [lachend] eben. Miriam: Aber wir sind in der glücklichen Lage,
00:09:36: dass wir die zeitnaheste Abschrift haben und das ist jetzt, also da plappere ich jetzt nur den
00:09:44: Forschern nach. Tobias: Passt gut. Miriam: Da hängt ein Siegel dran und dieses Siegel soll offenbar von der Originalurkunde
00:09:50: stammen. Deshalb wird sie die Stadt-Urkunde, das ist das nächste, am Original, was man hat und
00:09:59: deswegen ist sie so prominent, gerade für die Stadt Innsbruck und da wird eben diese Abtretung
00:10:04: der Rechte... auf der... Tobias: Auf die rechte Innenseite quasi. Miriam: Danke [lacht]. Tobias: Vom Stift Wilten an.. Miriam: An Berthold, den Dritten, abgetreten, noch längerem
00:10:17: hin und her [Tobias lacht kurz] und das war der Anfang von Innsbruck, wie wir es heute kennen und der Anfang einer
00:10:26: jahrhundertelangen Streit Sache [Tobias lacht] zwischen Stift Wilten und Innsbruck. Tobias: Also wir streiten nicht, wir zwei. Miriam: Nein,
00:10:32: wir streiten nicht. Tobias: Außer vielleicht, wenn es um die Urkunde kommt, müssen wir vielleicht noch einmal
00:10:36: reden, ob die nicht auch wieder [lachend] überschrieben werden soll. Miriam: Da könnt ihr lange streiten, die gebe ich nicht her [lacht].
00:10:41: Tobias: Die Urkunden habe ich aber gesehen, ist ein großer Teil von... Also ihr habt das glaube ich
00:10:47: extern digitalisieren lassen oder habt ihr sie im Haus digitalisieren lassen? Miriam: Es ist im Haus
00:10:51: digitalisiert worden, aber da gibt es dieses Projekt Monasterium, die kommen mit dem Equipment
00:10:57: und digitalisieren vor Ort. Also gemacht haben nicht wir es, also es war noch vor meiner Zeit,
00:11:01: aber das haben nicht wir gemacht. Die Achivare damals haben die Stücke ausgewählt und dann...
00:11:07: Tobias: Das heißt, das ist ein Auswahl an den Urkunden, was... Miriam: Genau, das sind 3.000 und wir sagen immer
00:11:13: Urkunden, aber das stimmt nicht, das sind eigentlich nicht nur Urkunden, eigentlich nur ein kleiner Teil.
00:11:17: Das ist die altgenannte Urkundenreihe, wir haben es jetzt umbenannt. Das ist jetzt Urkunden und
00:11:23: wichtige Einzelakten, weil da eigentlich großteils Einzelakten und nicht Urkunden dabei sind. Und
00:11:30: Monasterium digitalisiert ja vor allem mittelalterliche Urkunden. Die Zeitspanne ist ein bisschen
00:11:36: ausgeweitet nach oben geworden, also ich glaube bis ins 17. Jahrhundert gehen da die Urkunden
00:11:41: auch rauf, auch bei anderen Institutionen. Und bei uns gibt es teilweise sogar Pläne aus
00:11:49: dem 18. Jahrhunderts digitalisiert worden und die sind jetzt auch auf dieser Seite zu finden.
00:11:53: Und diese Auswahl sind 3.000 Stücke, also knapp 3.000 Stücke, die jetzt eben digital... Tobias: Und gratis online
00:12:02: zur Verfügung stehen. Miriam: Genau. Tobias: Habt iht eigentlich, das ist jetzt zwar ein bisschen abseits vom Digitalisieren,
00:12:09: aber sind durch die Fliegerangriffe in den 40, also [19]43 glaube ich haben sie dann begonnen,
00:12:18: sind im Stift, oder Stift ja auch, aber beim Archiv oder Bestände des Archivs durch
00:12:25: Bombenschäden in Mitleidenschaft gezogen worden? Miriam: Soweit wir wissen, kaum. Also da haben wir großes
00:12:35: Glück gehabt, also der gesamte Schneidergang, damals war das ja schon in der Richtung,
00:12:43: das Archiv, bin ich mir nicht ganz sicher, das war wahrscheinlich noch nicht da, aber
00:12:47: mir merken in den Bestände keine Fehlstellen, also größere, wo man sagt okay, das ist jetzt
00:12:56: wirklich, das muss aus diesen Bombenangriffen, also das Resultate sein, die Fehlstellen, die
00:13:05: wir haben, die gehen quer durch die Zeit, das müsste sehr zufällig sein, also ich gehe jetzt
00:13:10: nicht davon aus und ich wüsste jetzt auch in der Geschichte, in der Geschichtsaufarbeitung nicht,
00:13:15: dass das Archiv in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Wir wissen, dass die Bibliothek sehr
00:13:20: schwer bombardiert war, aber auch da ist es eigentlich der Raum selber stehen geblieben,
00:13:26: die Bücher auch. Viel ist ja weggeschafft worden, das Wichtigste, das hat man ja in einer Nacht-
00:13:31: und Nebelaktion teilweise nach Stams und in andere Orte verbracht und Wilten hat natürlich
00:13:38: einen großen Nachteil gehabt, dass es mitten in der Stadt war, neben dem Bahnhof, das ist natürlich...
00:13:42: Tobias: Was natürlich eine großes Ziel war. Miriam: Ja. Und es gibt diesen Ausspruch, es ging ein, wie heißt der,
00:13:47: ich mein, das ist jetzt nur nachgesprochen, es ging ein Flüstern durch die Gänge oder durch die Klausur,
00:13:53: wir sollten alles packen und abhauen, so in die Richtung und das ist am Tag vor der Schließung,
00:13:59: dann letztendlich auch gewesen, also sie haben es gewusst und haben schon vorher Vorbereitungen
00:14:03: getroffen und ich glaube, dass sie schon vieles einfach aus... Tobias: In Sicherheit gebracht haben.
00:14:10: Miriam: Genau. Deshalb merken wir jetzt kaum Fehlstellen, also ob jetzt manche Sachen zerstört worden
00:14:17: sind, die weniger wichtig waren, das kann man im Nachhinein ganz schwer rekonstruieren, es gibt
00:14:23: natürlich etliche Fehlstellen, das merkt man an den alten Repertorien und so weiter, ob die jetzt,
00:14:30: wenn die weg gekommen sind, ist quasi nicht zu eruieren. Tobias: Aber wie seid ihr, also ist alles,
00:14:36: was im Archiv ist, so zu sagen erfasst oder ist... Natürlich nicht, gell. Also ich wüsste glaube
00:14:43: ich kein Archiv was wirklich alles, was im Besitz ist, schon erfasst ist glaube ich.
00:14:48: Miriam: Es kommt immer drauf an, was man unter Erfassung. [Tobias lacht] Tobias: Du meinst, wissen ob es da ist, oder [lacht].
00:14:52: Miriam: Genau. Nein, also grob erfasst haben wir alles, aber wir sind jetzt dahinter gekommen,
00:15:00: diese bekannte berühmte Urkundenreihe, da hieß es immer, das ist die am besten Erschlossene.
00:15:05: Ja, dem ist nicht so. Wir sind jetzt bei der Schätzung 50% erschlossen, weil da immer die
00:15:16: letzten Jahrzehnte einfach was dazugelegt worden ist, was passend dazugefunden worden ist.
00:15:21: Also wenn wir jetzt die... Es sind alles so Laden zu bestimmten Themen, also und dann gibt es diese
00:15:28: Lade, keine Ahnung, fahre Hötting und da ist dann einfach alles reingestopft worden und es hieß
00:15:36: immer, es ist alles erfasst, erschlossen in Repertorien, Findbüchern und in unserer Datenbank.
00:15:46: In der Datenbank ist am wenigsten drin, das wissen wir jetzt auch erst seit Kurzem, weil man muss
00:15:53: ja darauf vertrauen, was die Vorgänger einem erzählen und erklären und jetzt haben wir noch
00:16:03: einen großen Fundus von einem ehemaligen und sehr bekannten Archivar von Stift Wilten,
00:16:08: dem Fritz Steinecker, das ist ein ehrenamtlicher Archivar über Jahrzehnte gewesen, der ist in
00:16:15: den 90er Jahre, also bis in die 90er Jahre herauf und der vier Schreibtische im alten Archiv besessen
00:16:23: oder das waren immer schon die Steinecker-Schreibtische, seit ich da bin [lachen] und bei der Ausräumung vom
00:16:29: alten Archiv haben wir mal die Schubladen dazu aufgetan und da sind Aktenberge dahergekommen,
00:16:37: die wir jetzt derzeit sortieren, leider Gottes ist vieles in Mitleidenschaft gezogen worden,
00:16:45: also viel ist verschimmelt natürlich, das liegt einfach in den Laden drin über Jahrzehnte und
00:16:51: jetzt versuchen wir uns gerade einen Überblick zu schaffen, aber das sind genau die Bestände,
00:16:54: die mir, vom Gefühl her, seit ich das Archiv kennen, gefehlt haben, das sind die Akten.
00:16:59: Viele Abtakten, Briefverkehr, solche Dinge, wo wir einfach Fehlstellen in den Jahrzehnte haben,
00:17:07: die seien vermutlich da drin und das ist jetzt noch sehr viel Arbeit, also nein,
00:17:12: erschlossen haben wir lange noch nicht alles, aber wir können schon sagen, dass jetzt rein vom
00:17:18: Gesamtbestand, also vom Gesamtarchiv großteils erschlossen ist, wir wissen was da ist, circa.
00:17:24: Tobias: Du hast jetzt eh schon öfters von "uns" gesprochen oder von "wir", vielleicht sollte man an der Stelle
00:17:30: auch mal kurz den Team erwähnen, weil du bist ja natürlich nicht... du bist ja natürlich in der
00:17:34: leitenden Position, aber du hast natürlich noch helfende Hände bei dir... Miriam dazwischen: Ja Gott sei Dank! Tobias: ... sollen wir die mal gerade
00:17:40: oder..., dass wir dir mal kurz namentlich nennen und so. Miriam: Ja, sehr gerne, also wir sind ein Team von
00:17:46: vier Archivarinnen und Archivaren und einer Bibliothekarin, die ist jetzt frisch dazu gekommen
00:17:54: letzte Woche und zwar der Dienstälteste ist ein bekannter Innsbrucker Historiker, der Professor
00:18:04: Helmut Gritsch, der arbeitet in seiner Pension immer noch für das Stift und kümmert sich vor allem
00:18:12: um die Regästen der Monasteriums Urkunden, er korrigiert die und so, dann ist der Magister
00:18:21: Dieter Liebmann auch mein Stellvertreter, der seit über acht Jahren fürs Stift arbeitet im Archiv
00:18:28: und der kümmert sich um alles [lacht kurz] Tobias: Hab ich auch schon mitbekommen. [beide lachen] Miriam: Und dann die Frau Daniela Runk, Master, die aus der Karenz zurück
00:18:43: gekommen ist, schon vor meiner Zeit im Stift gearbeitet hat, allerdings für die Kunstinventarisierung
00:18:51: ist aber eigentlich Archivarin und hat auch ein Praktikum bei mir früher mal genossen, also
00:19:00: ich kenne sie schon seit Langem und kümmert sich derzeit vor allem um die Nachlässe und dann noch
00:19:05: die Bibliothekarin, die Gott sei Dank jetzt die Bibliothek hoffentlich bald in vollen Ausmaßen
00:19:12: übernimmt. Tobias: Über die will ich eh noch dann vielleicht ganz kurz, dass wir das noch anschneiden, bevor wir das aber machen,
00:19:16: noch ein Punkt, den ich bei die... wenn wir über die Archive geredet haben, auch immer angesprochen
00:19:23: haben, wer hat denn Zutritt zum Archiv. Darf jeder vorbeikommen, also grundsätzlich jeder
00:19:29: vorbeikommen zum Recherchieren, ist es überhaupt vielleicht interessant für jedermann, jeder
00:19:33: frau und natürlich der Punkt ist... mit dem Archivbesuch oder mit Recherche, sind Kosten
00:19:39: verbunden, das ist eine große Frage. Miriam: Also zu uns kann jeder kommen, der ein, es steht so in der
00:19:46: Archivordnung berechtigtes Interesse vorzeigen kann, das bedeutet aber jeder, der einfach
00:19:52: sich für unsere Bestände interessiert, forschen will. Es ist auch interessant, also wir haben ein sehr
00:19:58: breites Publikum. Das geht von Familien-
00:20:02: Forschung natürlich bis ganz viele Kronisten der umliegenden Dörfer, vor allem unserer
00:20:07: inkorporierten Faren. Aber auch viele Wissenschaftler der Universität in jeglicher
00:20:14: Sparte, also von Theologie bis Geschichte bis Kunstgeschichte. Da ist immer, also ist alles
00:20:20: dabei und wir sind ganz ein normales Archiv, allerdings immer mit dem Titel "Privatarchiv",
00:20:26: das darf man nie vergessen. Wenn jemand zu uns kommt, dann wird es genehmigt, dass der
00:20:32: Einsicht bekommt in gewisse Bestände, aber wir hätten theoretisch auch das Veto Recht. Das heißt,
00:20:40: wir könnten auch sagen nein, weil es eben rein rechtlich ein Privatarchiv ist, aber wir arbeiten
00:20:47: für das öffentliche Interesse. Wir möchten das ja weiterhin auch das Archiv nach außen tragen,
00:20:54: aber wir möchten es auch weiterhin befüllen können und Gott sei Dank und wahrscheinlich
00:20:58: bin ich die einzige, die das so sieht, gibt es die ZDSGVO von 2018 [Tobias lacht], denen Privatarchiven
00:21:05: auferlegt. Sie dürfen weiterhin als Archiv arbeiten, aber nur wenn sie dem öffentlichen Interesse
00:21:11: zur Verfügung stehen, das heißt, wir müssen öffnen und das finde ich eigentlich eine gute
00:21:16: Lösung. Tobias: Allerdings ja. Miriam: Sonst dürfen wir eigentlich die Sachen nicht archivieren, sondern wir müssten sie schreddern.
00:21:21: Tobias: Ja, vernichten. Weil du das Veto Recht oder die Zusage, liegt es bei dir oder liegt es dann beim Prio?
00:21:28: Miriam: Beim Prio liegt es nicht, wenn dann beim Abt. Also ich bin einzig und allein dem Abt und
00:21:34: nicht dem Prio unterstellt. Das Archiv ist Abtsache. Der Abt hat immer ein Veto Recht, allerdings hat er natürlich
00:21:42: die Aufgaben, Rechte und Pflichten an mich abgetreten als Leiterin des Archivs. Das heißt,
00:21:48: das erste Veto Recht habe ich. Wenn ich mal bei manche Sachen nicht sicher bin, dann frage ich beim
00:21:54: Abt nach, wenn es sensiblere Themen sind und so weiter. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Man
00:22:01: hat ja diese Schutzfrist von 50 Jahren haben wir. Da gibt es immer so Grauzonen, das kennt jeder.
00:22:08: Tobias: Grad für Forschung oftmals. Miriam: Grad für Forschung, grad für, wenn es jetzt zum Beispiel um Biografien
00:22:13: bekannter Persönlichkeiten geht, dann kann man ja Ausnahmen machen. Diese Ausnahmen, das entscheidet
00:22:19: nur der Abt. Also das würde ich auch niemals machen. Das wäre mir zu gefährlich. Aber grundsätzlich
00:22:25: habe ich auch das Veto Recht. Tobias: Und sollt man sich am besten vorab per Telefon, per Mail melden bei
00:22:33: euch? Miriam: Unbedingt. Weil wir sind zwar grundsätzlich gut besetzt, aber nicht immer. Wir haben mehrere
00:22:40: Aufgabengebiete und wir sind trotzdem ja vier Leute im Archiv sind, quasi nur ein One-Person-Archiv
00:22:48: gefühlt. Das heißt, das ist immer also auf Terminanfrage. Ansonsten müssen wir leider,
00:22:56: Gott, dass wenn jemand an der Pfote auftaucht, das passiert immer, immer wieder müssen wir sie
00:23:01: wirklich wegschicken, weil wir müssen die Arbeitszeit einteilen. Wir haben jetzt kein
00:23:07: riesen Lesesaal, wo fixe Aufsichtspersonen sind. Das heißt, wir müssen für diese Person, für diesen
00:23:13: Benutzer und wollen auch dann da sein. Und das geht nur, wenn man sich die Zeit auch freischaufelt.
00:23:18: Genau. Und deswegen muss man sich vorher anmelden, per Telefon, per E-Mail, über das Kontaktformular
00:23:25: von der Homepage. Da gibt es einen Benutzerantrag schon runter zu laden, dass man das im Vorfeld
00:23:31: schon mitnehmen kann, wenn man möchte und sonst halt vor Ort ausfüllen. Die Archivordnung und
00:23:36: die Benutzerordnung ist auch online, kann man sich alles einsehen. Man weiß, auf was man sich einlässt. Tobias: [lachend] Auf was man sich einlässt.
00:23:42: Und entstehen mit dem Besuch Kosten oder wäre das dann was, wo man sagt, wenn wir für was drucken
00:23:50: oder darf man bei euch fotografieren? Miriam: [hustet kurz] Bei uns darf man fotografieren für den Eigengebrauch.
00:23:57: Für Publikationen wird natürlich ein Reproansuchen noch gefordert. Kosten entstehen keine. Wir
00:24:05: machen das wirklich absolut kostenfrei. Wir sind allerdings beim überlegen bei Digitalisierungen,
00:24:13: wenn es jetzt von uns gefordert wird, bei größeren Umfängen, einfach dass man vielleicht was verlangen.
00:24:21: Tobias: Es wird nicht die Würze. Miriam: Es wird... Nein, also wir möchten uns nicht bereichern [lacht]. Es ist auch nicht Sinn der Sache.
00:24:29: Es ist vielleicht vorher ein bisschen anders umgekommen, aber wir sind schon dafür da,
00:24:36: dass die Forschung, die Interessierten bei uns offene Türen einrennen. Es ist unser größter
00:24:43: Wunsch, dass dieses Archiv wirklich gut besucht ist. Und das wird es in der Zwischenzeit auch sehr gut, muss ich sagen.
00:24:48: Tobias: Haben wir schon geredet vorher ja. Ich war fast, naja schockiert nicht, aber ich war begeistert, dass es so sehr genutzt wird.
00:24:55: Miriam: Ja. Man muss immer dazusagen. Ich glaube, es ist immer gut besucht gewesen. So wenn
00:25:01: ich aus die Benutzerstatistiken anschaue und so ist es im Verhältnis zu anderen Ordensarchiven,
00:25:06: die ich kenn, man muss aber auch dazu sagen, das hängt mit den Beständen zusammen. Stift Wilten ist,
00:25:12: gerade für Innsbruck, einfach unglaublich. Tobias: Man kommt fast nicht herum. Miriam: Nein, man kommt nicht nur
00:25:19: fast, man kommt nicht herum. Und jegliches historisches Thema im Umfeld von Innsbruck hängt mit dem Stift
00:25:26: zusammen, weil dem Stift einfach alles gehört hat. Das heißt, das geht vom Bergisel bis Patscherkofel
00:25:31: bis Höttingen und natürlich die Gründung der Stadt Innsbruck, die ganzen Felder
00:25:39: rundherum bis ins Sellreintal rein. Da ist das natürlich Forschungsfeld riesig. Und es ist
00:25:46: einfach eines, wenn nicht das älteste Archiv in Tirol. Das muss... Tobias dazwischen: Ja, das stimmt. Miriam: ...man sich auch auf der Zunge
00:25:54: zergehen lassen. Deswegen ist es nun mal einfach im Interesse, also im Fokus von Forschung. Und
00:25:59: das ist auch schön. Und jetzt natürlich mit diesem neuen Archiv ist es auch leichter, ins Archiv zu
00:26:07: kommen. Früher war es noch mal schwieriger, weil die Gegebenheiten einfach nicht da waren. Also,
00:26:12: man hat keinen Benutzeraum gehabt, man hat kaum Personal gehabt. Es ist schwierig gewesen. Und
00:26:17: jetzt ist alles ganz klipp und klar geregelt. Und deswegen fühlen wir uns fast wie ein öffentliches
00:26:21: Archiv. Tobias: Ja, eben. Ich war ja ein Gast der Eröffnung des neuen Archivs. Was eh ein gutes Stichwort wieder
00:26:29: ist, also du liefest mir eh immer die guten Stichworte, dass wir vielleicht eben noch über
00:26:33: dieses neue Archiv reden. Davor war es ja im Schneidergang hauptsächlich alles. Also,
00:26:39: es ist jetzt schwierig zu erklären [Miriam hustet im Hintergrund], für die Hörerinnen und Hörer was nicht vertraut
00:26:44: sind. Von dem her vielleicht doch einfach mal zu einem Archivbesuch kommen. Aber ihr seid
00:26:50: von der Größe an, von den Räumlichkeiten doch, um einiges... Miriam: Um einiges ist weit untertrieben. Wir sind
00:26:58: von 30 Quadratmeter auf 220 Quadratmeter aufgestiegen [lacht]. Tobias: Also, das ist eine beachtliche Menge. Miriam: Ja, genau. Das war
00:27:05: dringend nötig. Ja, also die alten Archivräumlichkeiten, das war ein Doppelraum, sagen wir es mal,
00:27:11: plus ein mini Büro. Sind, wie du gesagt hast, sind im ehemaligen Schneidergang. Das ist so im Nord-Trakt
00:27:20: und Nord-Ost-Trakt. Tobias: Da wo man dann... Man sieht ja da auf die Obstbäume raus, glaub ich. Miriam: Genau. Tobias: Vielleicht dass dann vielleicht bei den Leuten
00:27:27: ein bisschen? Miriam: Da sieht man Richtung Osten raus, Richtung Obstbäume, Richtung Unterland. Und da war
00:27:33: früher in den oberen Stockwerken die praktische Volksschule, glaube ich, hieß die. Die ist seit
00:27:38: eineinhalb Jahren nicht mehr drin. Und das ist quasi auf der Seite, wo das Tourismuskolleg auch ist,
00:27:43: also in die Richtung, damit man sich das vorstellen kann Richtung Nordkette. Und in diesem
00:27:49: Schneidergang waren eben ein 30 Quadratmeter großer Raum. Voll gepfärscht mit Archivalien und eben noch
00:27:59: dazu ein kleines Büro. Und das war eben klar, das platzt aus allen Nähten schon des längerem,
00:28:05: man hat noch Lösungen gesucht. Und der Abt selbst hat die Lösung dann gefunden, im ehemaligen
00:28:12: Besinnungszentrum, an der gegenüberliegenden Seite, an der Südseite des Stiftes. Also das
00:28:19: Besinnungszentrum war immer schon von außen zugänglich. Da waren so Gruppen von außen,
00:28:24: die Seminare abgehalten haben und so weiter. Und das waren die idealen Räumlichkeiten im
00:28:31: Erdgeschoss. Genau. Tobias: Und wie lange war jetzt da die Planung und Umbauphase? So ungefähr?
00:28:37: Miriam: Ja, also die ursprüngliche Planung war schon vor meiner Zeit, also 2020,
00:28:45: circa schon vorher, 2019/20 begonnen. Der Wunsch war schon weit aus länger da. Dann
00:28:52: hat man mich hinzugeholt eben aus diesem Grund und zwar im März 2021. Und da hat man eigentlich
00:29:01: ziemlich postwendend, sobald ich über die Pläne drüber geschaut habe und ein bisschen
00:29:07: den Architekten beraten habe, eigentlich angefangen zu bauen. So im Sommer 2021,
00:29:12: glaube ich, war das. Und letzten Endes, also umgezogen sind wir [im] Mai 2022, das heißt reine
00:29:20: Basisbauzeit, sage ich mal, war ein Jahr plus/minus. Aber wir sind natürlich nicht ins fertige Nest
00:29:27: gezogen. [Tobias lacht] Wir mussten umziehen, weil auf der Schneider-Trakt-Seite auch Umbauten geplant waren.
00:29:34: Und deswegen mussten wir raus. Das ist natürlich nicht optimal, aber wir haben es
00:29:39: irgendwie gelöst. Und wenn ich jetzt sage, mit der Eröffnungsfeier ist alles auf Punkt und
00:29:46: Beistrich gegangen, dann war ich das sehr ernst. Also den Tag davor sind noch Folien gekommen,
00:29:50: und also da sind wir fertig. Zwei Jahre, das würde ich sagen. Tobias: Ist ja eh eine sportliche Zeit?
00:29:55: Miriam: Ja, man muss sagen, es ist kein Neubau, es ist eine Adaptierung der Räumlichkeiten,
00:30:01: aber trotzdem. Also es waren sehr schwierige Zeiten, das wissen wir alle, gerade in der
00:30:06: Baubranche, Corona-Baubranche, das war ein Wahn-Sinn im Nachhinein. Und trotzdem für das ist
00:30:13: es sehr schnell gegangen, finde ich. Tobias: Und es schaut auch sehr gut aus, als ich war ja, wie
00:30:16: gesagt eh, schon vor Ort, und auch bei der Öffnungsfeier. Also die Räumlichkeiten sind spitze. Muss ich sagen.
00:30:22: Miriam: Finde ich auch, danke schön. Ich nehme das als Kompliment ans Stift weiter. Tobias: [lachend] Ja natürlich! [beide lachen]
00:30:26: Tobias: Ich wollte noch auf die Bibliothek kurz... dass wir vielleicht noch ganz kurz eingehen,
00:30:32: weil ich finde... also sie ist sehr schön, erstens anzuschauen. Zweitens ist sie ja doch, sehr umfangreich
00:30:37: auch. Sollen wir die vielleicht noch kurz, kurz so in Stichpunkten einmal erwähnen, um was es sich
00:30:44: handelt und was da so ein bisschen da ist. Miriam: Ja, also Stift Wilten besitzt eine klassische barocke Stiftsbibliothek.
00:30:51: Also dieser Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert, also Anfang des 18. Jahrhunderts. Wir haben jetzt
00:30:58: erst recherchiert, 1712 ist der erste Bibliothekar engagiert worden, ein Chorherr damals. Das stimmt
00:31:05: so circa aus der Zeit. Die barocke Stiftsbibliothek besteht aus einem großen barocken Prunksal,
00:31:14: der natürlich nicht mit den Prunksälen in Admund oder anderen Klöstern, Stiften im Osten
00:31:23: Österreichs mithalten kann. Aber für die Größe des Stiftes ist er sehr schön und sehr,
00:31:30: also auch sehr einladend und sehr klassisch finde ich. Ja und noch ein zweiter Raum das
00:31:36: sogenannte "Bibliothek a minor". Die kleine historische Bibliothek, das ist so der Vorraum und wir besitzen
00:31:43: auch eine moderne Bibliothek. Zwei eigentlich. Eine Handbibliothek für den Konvent, der ist nicht
00:31:48: zugänglich und eine ganz normale Bibliothek mit moderner Ausstattung. Insgesamt befinden
00:31:58: sich in der Stiftsbibliothek um die 20.000 Bände und mit der modernen können wir auf die 60.000
00:32:04: circa. Tobias: Betreut die eine neue Kollegin dann die komplette Bibliothek oder nur Teile? Miriam: Ja,
00:32:10: die komplette Bibliothek ist eine riesen Aufgabe für eine Teilzeitstelle, aber sie hat ja mich
00:32:17: Gott sei Dank auch noch, also ich leite Bibliothek und Archiv, mache das organisatorische, aber ich
00:32:22: bin keine ausgebildete Bibliothekarin, deshalb habe ich eine dringend benötigt und die ist
00:32:29: mir jetzt auch zugeteilt worden, Gott sei Dank, und eben seit letzter Woche ist sie im Dienst. Jetzt
00:32:33: macht sie es auch mal erst vertraut, weil es ist natürlich eine riesen Aufgabe. Leider ist die
00:32:39: Stiftsbibliothek zwar immer zu besichtigen gewesen und aber man hat inhaltlich und
00:32:45: konservatorisch eigentlich gar nichts getan in den letzten 40 Jahren. Die letzte Restaurierung der
00:32:51: Kriegsschäden war die Bibliothek '83 eröffnet oder '87 wieder eröffnet, also einiges gemacht
00:32:59: war natürlich und seitdem ist sie vor sich hingeschlummert. Das sieht man auch, wenn man
00:33:05: genauer hinschaut oder ein Kenner, Staubschichten, ein bisschen Schimmel, ein bisschen das, ein
00:33:12: bisschen das, kaputte Bücher und natürlich ist das ein großer Fokus, das die Frau Strimmer jetzt
00:33:18: egen wird, dass die barocke Stiftsbibliothek wieder im alten Glanz erstrahlt, im wahrsten
00:33:25: Sinne des Wortes. Also da geht es ans Eingemachte mit Staubsaugen und allem drum und dran und
00:33:32: gleichzeitig betreut sie die moderne Bibliothek. Wobei man sagen muss, wir haben jetzt nicht so einen
00:33:36: großen Zuwachs, also wir haben einen Sammlungsschwerpunkt, werden das Konzept ein bisschen neu definieren
00:33:44: für die Bibliothek, wir werden den Sammlungsschwerpunkt ein bisschen kleiner machen, "Wildinencia",
00:33:49: "Premonstratensia", also vom Orden "Tirolensien", wir haben eine unglaubliche schöne Tirolensensammlung,
00:33:56: [unverständlich] war den Chorherren immer schon wichtig und die gesammelten Lernschriften, da sind sie immer
00:34:01: sehr stolz drauf [Tobias schmunzelt] und ja und theologische Fachliteratur wird halt noch zukünftig gesammelt, aber
00:34:10: sonst wirklich nur wo Wilten erwähnt wird quasi. Wir möchten sie auch dann öffentlich zugänglich
00:34:16: machen, wie eine normale Bibliothek mit Ausleihe und so weiter, aber das steht noch... Tobias: Ist dann in der
00:34:23: Zukunft angedacht. Miriam: Das ist in der Zukunft genau. Tobias: Machen wir noch, wir sind eh schon recht weit fortgeschritten,
00:34:27: aber zum Abschluss noch sozusagen vielleicht noch ein bisschen auf deinen beruflichen Werdegang,
00:34:34: du hast schon gesagt du bist seit März 2021? Miriam: Genau, ja, da habe ich noch beratend... Tobias: Oder da war
00:34:41: der Wechsel sozusagen. Miriam: Genau. Tobias: Weil du warst davor ja noch woanders, wo ich dich auch schon mal kennengelernt
00:34:46: habe, aber das ist mir dann auch erst wieder eingefallen, wie dann im Stift dann im Wilten
00:34:51: auf Besuch war, nämlich , ich darfs vorwegnehmen, du warst vorher bei den Kapuzinern im Archiv.
00:34:57: Miriam: Ja genau. So ist es und das ist eine lange Zeit. Ja, also zu meinem beruflichen Werdegang. Ich bin
00:35:05: Historikerin, ich habe Geschichte studiert, Kunstgeschichte und Archivwissenschaft und habe dann drei Jahre
00:35:11: auf der Uni als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet und dann kam der Ruf nach außen,
00:35:16: hatte ich sehr großes Glück und bin zu die Kapuziner gewechselt. Die haben damals eine Provinzarchivarin
00:35:23: oder eigentlich eine Archivarin gesucht und man hat sich dann für mich entschieden und innerhalb kürzester
00:35:30: Zeit bin ich nicht nur Archivarin gewesen, sondern Provinzarchivarin, da habe ich dann viel mehr
00:35:36: Rechte gehabt, ich war auch die Einzige, das war ein One-Women-Archiv [engl. für Ein Frau Archiv] wirklich und Kulturgutverwalterin,
00:35:42: also das ist, das heißt die Schatzkammer habe ich verwaltet und nicht nur in Innsbruck, sondern eben
00:35:47: die gesamte Provinz, das ist eigentlich ein großes Feld gewesen mit 16 lebenden Klöstern,
00:35:52: die gesamte Provinz hat damals Österreich und Südtirol umfasst, da liegen die Archive teilweise
00:35:57: eben noch in die einzelnen Klöster und insgesamt glaube ich waren es 30 Liegenschaften, die noch
00:36:02: den Kapuzinern in irgendeiner Weise gehört haben oder beziehungsweise damit zu tun gehabt haben
00:36:07: und die habe ich dann eben Archiv- und Kunstwerktechnisch betreut, Inventare erstellt und so weiter.
00:36:15: Tobias: War für dich das ein Ordensarchiv immer schon am Radar, dass das etwas ist, was dich interessiert
00:36:22: oder ist das zufällig gekommen?
00:36:25: Miriam: [seufzt] Das ist eine schwierige Frage, ich kann mich gar nicht erinnern.
00:36:30: Tobias: Könnte man sagen, es war eine göttliche Fügung. [lacht]
00:36:33: Miriam: Ja, ich hätte eine kleine persönliche Geschichte, das hat meine Mama vor ein paar Jahren, hat sie mir
00:36:40: das dann erzählt, anscheinend als ich kleines Mädchen war, hatte ich zwei Berufswünsche,
00:36:47: Nonne und Indiana Jones. [Tobias lacht] Und sie hat gesagt, durch meine Arbeit bei den Kapuzinern hätte
00:36:54: ich alles vereint und damals bin ich dann irgendwie ins Grübeln gekommen und habe mir gedacht,
00:37:01: ja, das hat sich gefügt.
00:37:02: Ich hätte jetzt nie von mir gesagt, ich möchte unbedingt in einem Ordensarchiv natürlich,
00:37:07: wenn man in die Richtung studiert und gerne in ein Archiv möchte, ist ein Ordensarchiv
00:37:11: immer was Spannendes.
00:37:12: Ich hätte mir vielleicht nicht die Kapuziner ausgesucht, weil ich war eher immer im Mittelalter
00:37:16: verankert und das gibt es bei den Kapuzinern einfach nicht.
00:37:20: Aber jetzt im Nachhinein muss ich sagen, ich würde nie wieder irgendwo anders arbeiten.
00:37:26: Also ich liebe es in einem Ordensarchiv zu arbeiten, weil die Aufgaben für sehr vielseitig
00:37:31: sein, ich mein, es wird im Stadtarchiv genauso sein und weil ich das familiäre so genieße.
00:37:38: Also ich genieße das in diesen kleineren Rahmen zu agieren und trotzdem so etwas wertvolles
00:37:45: zu hüten, ist eigentlich die perfekte Kombi, muss man sagen.
00:37:49: Und man hat einfach auch das Gefühl, man macht was Besonderes, ich weiß nicht.
00:37:55: [lachend] Keine Ahnung.
00:37:56: Klingt jetzt vielleicht überheblich... Tobias: Nein, nein! Miriam: ... aber so meine ich es gar nicht, also irgendwie für
00:38:01: mich persönlich.
00:38:02: Tobias: Eben, was für dich persönlich ist, das geht für dich persönlich und was die
00:38:05: anderen denken, kann uns Wurscht sein.
00:38:07: Miriam: [lachend] Genau so ist es.
00:38:08: Tobias: Zum Abschluss, ich habe gerne immer die Frage gestellt, ob wir unseren Hörerinnen oder
00:38:12: Hörern noch etwas auf den Weg mitgeben wollen, zum, in dem Fall natürlich Stiftsarchiv.
00:38:18: Miriam: Also eine Einladung, das Stiftsarchiv zu besuchen, spreche ich immer sehr gern aus.
00:38:26: Und auch die Scheu davor, sich nicht zu melden, weil man vielleicht das Gefühl hat, man hat
00:38:33: zu wenig da zu suchen.
00:38:35: Aber die meisten wissen nicht, dass man, dass jede... jegliche Sparte von Volksschülern
00:38:42: bis Pensionisten aus dem Seniorenheim findet irgendwas, was einen interessiert in dem Archiv.
00:38:49: Und das habe ich in meiner Karriere jetzt des öftern auch gesehen.
00:38:54: Ich habe einmal eine Gruppe, das werde ich nie vergessen, HTL Schüler bei mir gehabt,
00:39:00: 16-jährige Burschen, die nur mit Auto-Cut arbeiten und ich habe ihnen, habe mir gedacht, was
00:39:06: zeige ich denn denen?
00:39:07: Und ich habe ihnen einfach alte Pläne gezeigt und die waren hellauf begeistert.
00:39:12: Und so versuchen wir, also wir geben auch Führungen und Einblick in die Archivarbeit
00:39:17: und das Spektrum ist so groß von alten Urkunden bis alten Schriften.
00:39:22: Und das interessiert sowieso die Leute, finde ich immer sehr.
00:39:25: Und das aber adaptiert von Kinder bis Erwachsene quer Beet durch.
00:39:31: Und deswegen keine Scheu einfach melden, wir freuen uns, unser Reich zu zeigen.
00:39:36: Tobias: Sehr gut.
00:39:37: Dann denke ich, haben wir da einen schönen Schluss und sag nochmal, danke Miriam für
00:39:42: deine Zeit, die du mir gespendet hast und teu teu teu für die Zukunft.
00:39:47: Miriam: Danke schön.
00:39:48: [Outro-Musik]
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