(M)eine Stadtgeschichte: Heidi Pradler und Herlinde Dejakum
Shownotes
In unserer heutigen Folge hören Sie Ausschnitte aus dem Gespräch mit den beiden Schwestern Herlinde Dejakum und Heidi Pradler. Gemeinsam sprechen sie über ihre unterschiedlichen Kindheitsjahre, denn die Schwestern trennen ganze 9 Jahre voneinander. Da die Mutter berufstätig war und der Vater im Krieg starb, fiel der älteren Herlinde bereits in frühen Jahren die Aufsicht über ihre kleineren Schwestern zu. Neben den Kinderjahren sprechen wir auch über die weitere schulische Ausbildung und was sie als junge Stadtbewohnerinnen in der Freizeit unternommen haben.
Rückmeldungen, Wünsche oder Anregungen zu den einzelnen Folgen können gerne per Mail an podcast@innsbruck.gv.at geschickt werden.
Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck finden Sie im Web unter diesem Link.
Wollen Sie von zu Hause oder unterwegs eine Entdeckungsreise durch Innsbruck machen, dann sollten Sie unseren Bilder-Blog Innsbruck erinnert sich besuchen, wo täglich vier neue Beiträge veröffentlicht werden. Es lohnt sich!
Transkript anzeigen
00:00:00: Herlinde: Da war dann einfach Musik, und man ist hin gegangen und hat sich getroffen sozusagen und hat getanzt.
00:00:06: Also ohne Anleitung.
00:00:08: Tobias: War das dann schon mit dem Ehemann?
00:00:11: Herlinde: [entsetzt] Nein! Ehemann und tanzen, das ist nicht gegangen [alle lachen].
00:00:14: [Intro-Musik] Tobias: Hallo und herzlich willkommen zur dritten Folge der zweiten Staffel von Archivwürdig, dem Podcast
00:00:37: des Innsbrucker Stadtarchivs.
00:00:39: In unserer heutigen Folge hören Sie Ausschnitte aus dem Gespräch mit den beiden Schwestern
00:00:43: Herlinde Dejakum und Heidi Pradler.
00:00:45: Gemeinsam sprechen Sie über Ihre unterschiedlichen Kindheitsjahre, denn die Schwestern trennen ganze 9 Jahre voneinander.
00:00:52: Da die Mutter berufstätig war und der Vater im Krieg starb, fiel der älteren Herlinde bereits in frühen Jahren die Aufsicht über ihre kleineren Schwestern zu.
00:01:02: Neben den Kinderjahren sprechen wir auch über die weitere schulische Ausbildung und was sie als junge Stadtbewohnerinnen in der Freizeit alles unternommen haben.
00:01:11: Mit dieser kleinen Einleitung gebe ich auch direkt über zur Folge.
00:01:15: Heidi: Also, Heidi Pradler, geboren Spöttl [Schreibweise ungewiss], bin die Schwester von der Herlinde, bin 9 Jahre jünger als sie, bin im Jänner 1945 geboren.
00:01:27: Und glaube, dass wir ganz verschiedene Kindheiten hatten.
00:01:31: Herlinde: Mein Name ist Herlinde.
00:01:33: Bin am 04.07.1936 in Innsbruck geboren. Aufgewachsen in der Müllerstraße 24.
00:01:43: Das war die Wohnung meiner Großmutter.
00:01:46: Großmutter ist wichtig, weil sie mich aufgezogen hat.
00:01:50: Mutter und Vater waren berufstätig.
00:01:53: Und die ist nach Verlust der Gemischtwarenhandlung in Mieders, Nachlass vom Großvater als Pächter von [unverständlich].
00:02:04: Er hat die Milch nach Innsbruck gebracht, in die Bombenzentrale, ist dann einkaufen gegangen und hat das wieder mit dem Pferdegespann, nach Mieders gebracht.
00:02:16: Die Großmutter hat dann alles verloren, weil der Mann verstorben ist.
00:02:21: Dann hat sie [unverständlich] gekriegt dafür, die natürlich dann nichts mehr wert waren.
00:02:26: So ist sie nach Innsbruck gezogen mit zwei Kindern, meine Mutter und ein Bruder.
00:02:33: Und dann hat sie sich durchgebracht, indem sie Zimmer vermietet hat, an Medizinstudenten aus Vorarlberg,
00:02:44: weiters war sie Schneiderin und hat ihre Kinder also so durchgebracht.
00:02:50: Das war ein altes Haus, es steht noch heute.
00:02:54: Nachdem meine Mutter verheiratet war, sind wir in die Bürgerstraße übersiedelt, also gegenüber von Kleider Mair.
00:03:04: Da gab es schon Balkon, Wasser und Strom und Telefon.
00:03:09: Tobias: Das heißt, das hat es vorhin in der Müllerstraße... Herlinde: Nein, da das Wasser war im Gang draußen.
00:03:15: Dann, also bin ich mit der Großmutter aufgewachsen.
00:03:20: Die Wäsche wurde von Sellrainer Frauen abgeholt und gewaschen und wiedergebracht.
00:03:26: Die waren berühmt damals.
00:03:28: Da haben die Leute schon alle beim Fenster runtergeschaut und wussten, ah jetzt kommen sie.
00:03:32: Mit dem [unverständliches Stimmengewirr] haben sie das gezogen.
00:03:37: Also es gab schon, in der Waschküche gab es immer einen Kessel, den man anfeuern musste zum Beispiel, aber das große Zeug hat man auch ausgegeben.
00:03:52: [Rollgeräusch] Herlinde: Erinnerungen an die Zeit hab ich noch an den offenen Markt.
00:03:59: Wo jetzt die Markthalle ist, davor unter den Bäumen war ein offener Markt, Sommer wie Winter.
00:04:07: Die Oma hat erzählt, die Frauen haben einfach eine Wärmflaschen um den Bauch, damit sie nicht [lachend] erfrieren. Tobias: Im Winter? [lachen]
00:04:15: Herlinde: Es gab Gemüse, [unverständlich] und auch sonstige Haushaltsartikel.
00:04:21: Zum Beispiel erinnere ich mich an zwei, Frauen die wollten den gleichen Stoff haben.
00:04:27: Und haben so lange gezogen daran, bis er auseinander gerissen ist.
00:04:31: Es gibt... Es gab keine Konfektion damals.
00:04:35: Man hat Stoffe gekauft und das dann nähen lassen.
00:04:40: Dann habe ich noch ein schönes Erlebnis beim Moden Gatt, in der Altstadt.
00:04:46: Da war früher so ein italienisches Obst- und Gemüsegeschäft.
00:04:52: Ich weiß nicht, was der Witzi [Schreibweise ungewiss] oder der Ischia [Schreibweise ungewiss] oder irgend sowas.
00:04:56: Auf jeden Fall habe ich da die erste Banane bekommen.
00:04:59: Tobias: Und, an den Marktplatz ist man da oft, also ist man generell da einkaufen...?
00:05:04: Herlinde: [unverständlich] Wir haben schon ein Geschäft gehabt. Wir haben den Weißenguber [Schreibweise ungewiss] und die Meierl [Schreibweise ungewiss].
00:05:11: Wo heute das Geo ist, und da war ein Gemischtwarenhandel.
00:05:16: Meierl hat die geheißen.
00:05:18: Da habe ich dürfen einkaufen. Und da hätt ich sollen einmal
00:05:22: einen Germ holen, und dann hat sie keinen gehabt,
00:05:25: Dann habe ich halt einen Kuchen gekauft.
00:05:28: [Rollgeräusch] Herlinde: Dann kommen
00:05:31: schon die Kinderjahre bis zur Einschulung.
00:05:35: Tobias: Und jetzt, bist du neun Jahre alt, oder, nicht ganz wahrscheinlich?
00:05:39: Herlinde: Das war alles noch in Innsbruck, da war ich allein.
00:05:42: Da war meine andere Schwester. Die ist [19]42
00:05:45: geboren.
00:05:47: Tobias: Gibt es da Erinnerungen an die...? Herlinde: Die Gerda. Tobias: Gerda.
00:05:49: Herlinde: Ja! Puh. Schon!
00:05:53: Weil ich habe ja viel mit ihr zu tun gehabt.
00:05:56: Und ich bin so gern in der [unverständlich] gefahren mit ihr, weil sie war so ein hübsches Kind, ein strahlendes
00:06:01: und die Leute sind alle gekommen, ah
00:06:03: ist das ein nettes Kind.
00:06:06: Ich habe fast mütterliche Gefühle gehabt [lacht].
00:06:10: Tobias: Und, aber ist die dann auch bei der Großmutter?
00:06:14: Herlinde: Wir sind alle dann nach Mieders.
00:06:17: Tobias: Und wann sind sie...? Herlinde: [19]43. Tobias: [19]43.
00:06:20: Herlinde: Als die ersten Bomben gekommen sind.
00:06:23: Tobias: Darf ich fragen, was die Mutter beruflich gemacht hat?
00:06:26: Herlinde: Die Mutter war beim Köllensberger, Fakturistin.
00:06:29: Hat sie nach dem Krieg, ned, wie der Vater nicht mehr gekommen ist
00:06:32: hat sie die Stelle wieder gekriegt. Und hat da
00:06:35: bis zur Pension gearbeitet.
00:06:41: [Rollgeräusch] Herlinde: Ich habe in Innsbruck schon bei den Bombenalarm, sind wir schon,
00:06:45: also da habe ich mein Köfferchen gehabt, mit Überlebens Sachen
00:06:49: und einen Kleiderbügel mit Kleidern.
00:06:52: Das war bei Sirene, die war ja da in der Schule war die, die HAK.
00:06:56: Eh, wie heißt das, die
00:06:59: Gewerbeschule hat es damals geheißen. [Stimmengewirr] Da war die Sirene.
00:07:03: Und wir haben da schräg im Garten... Über dem Garten gewohnt.
00:07:08: Ja, Sirene, und ich mein Köfferchen, meine Kleider gepackt und bin in den Keller gegangen.
00:07:12: Es war ein Luftschutzkeller.
00:07:15: Ich weiß noch, dass der Vater nicht mitgegangen ist, weil es
00:07:18: dann Nudeln gegeben hat. Also da hab ich so eine Angst um ihn
00:07:21: gehabt, weil er ist oben geblieben in der Wohnung.
00:07:24: Tobias: Wie oft habt ihr einen Alarm mitgekriegt?
00:07:27: Herlinde: Ned so oft, nein.
00:07:30: Tobias: Und war wirklich dann auch ein paarmal ein Schaden am Gebäude?
00:07:33: Herlinde: Nein, es war nix. Nein, da waren wir nicht mehr da.
00:07:36: [unverständlich]
00:07:38: Es ist alles zerbombt.
00:07:40: Da ist jetzt ein Naturfreunde Haus drin.
00:07:43: Das war ganz hin das Haus.
00:07:46: [Rollgeräusch] Herlinde: Was hat man gemacht in den Kinderjahren?
00:07:50: Sonntagsausflüge, in die Innsbrucker Umgebung.
00:07:54: Villa Blanka, Rössl in der Au.
00:07:58: Dann, ich hab eben Erinnerungen an schattige Gastgärten
00:08:04: mit einem Kracherl [Dialekt für Limonade]. Ich
00:08:06: habe immer ein Kracherl gekriegt, die anderen haben ein Bier getrunken.
00:08:09: Dann hat man können schwimmen, in [unverständlich]
00:08:12: oder in der Höttinger Au, da war auch ein Freibad.
00:08:16: Dann, Sonntagsabend war das die Feier, [zur] Feier des Tages
00:08:20: habe ich einen Glaskrug Bier geholt
00:08:24: beim Gasthof Hänschl [Schreibweise ungewiss].
00:08:26: Wir haben ja ums Eck gewohnt.
00:08:28: Also, ich konnte in den Garten sozusagen, in den Garten vom Hänschl gehen.
00:08:32: Und habe dann bei ihm den Glaskrug Bier bekommen.
00:08:36: Es hat nix gegen in der Flasche. Tobias: Für den Papa.
00:08:38: Also quasi für den Vater ein Bier holen. Herlinde: Ja,
00:08:40: das hat die Mama glaube ich schon auch gemocht. [alle lachen]
00:08:43: Die Oma auch, genau.
00:08:45: Bis, und dann haben wir einen Schrebergarten gehabt.
00:08:49: Beim Stubaitalbahnhof.
00:08:52: [Rollgeräusch] Herlinde: Dann kommt die Einschulung. Erste Klasse bin ich noch in Innsbruck gegangen.
00:08:59: Ja, Fallmerayer Straße.
00:09:01: Habe ich keine guten Erinnerungen.
00:09:03: Ich habe müssen in der letzten Bank sitzen und ich weiß nicht warum.
00:09:07: Und wenn mich niemand hinbegleitet hat, kann es sein,
00:09:10: dass ich beim Adolf-Pichler-Platz herum spaziert bin.
00:09:14: Den hat man nämlich aufgegraben.
00:09:17: Und da sind die Knochen.
00:09:19: Die waren ja viel interessanter, wie die Schule. [alle lachen]
00:09:22: Heidi: Jetzt kommt es auf, gell. [alle lachen]
00:09:28: [Rollgeräusch] Herlinde: Übersiedelt sind wir,
00:09:30: jetzt zwei Kinder,
00:09:32: [19]43 nach Mieders.
00:09:35: Und zwar oben am Wald.
00:09:37: Am Waldrand in der Bachleiten.
00:09:40: Ja, das ist, wenn man den Zirkenhof raufgeht.
00:09:43: Und dann nach Kleins.
00:09:45: Da am Waldrand oben.
00:09:47: Und dann haben wir in einem Zimmer gewohnt.
00:09:51: Zu viert und dann zu fünft.
00:09:54: Das Wasser musste man beim Nachbarhaus holen.
00:09:58: Und im Winter muss man das Eis runterpicken, um zum Wasser zu kommen.
00:10:03: Ein Zimmer.
00:10:05: Vier Jahre lang.
00:10:07: Tobias: Und das war jetzt die Großmutter?
00:10:10: Herlinde: Das war die Schwester der Großmutter. Tobias: Die Schwester der Großmutter.
00:10:13: Herlinde: Ja, da war meine Mutter schon berufstätig
00:10:16: Die ist von Innsbruck immer rein gefahren, raus und rein gefahren.
00:10:20: Jeden Tag. Über die alte Brennerstraße, hinten Schönberg rauf, ned.
00:10:25: Tobias: Und der Vater, ist der zu dem Zeitpunkt schon in den Krieg eingerückt?
00:10:29: Herlinde: Der war schon militärisch interessiert.
00:10:32: Den haben wir nicht mehr gesehen.
00:10:34: [Rollgeräusch] Herlinde: Das war so, dass wir abends mit den Bauern mitessen haben können.
00:10:41: Also die Mama hat schon genügend gezahlt.
00:10:43: Abends hat es Kartoffeln gegeben und schwarze Suppe.
00:10:46: Und zwar die Schwarze Suppe war ein Brennsuppe,
00:10:49: die sie immer verbrennen hat lassen.
00:10:52: Die war schwarz.
00:10:54: Da sind auch alle mit Magenkrebs gestorben, die alten Leute.
00:10:58: Heidi: Tuberkulose.
00:11:00: Herlinde: Das waren die Jungen.
00:11:02: Heidi: Er nicht, der Alte? Herlinde: Nein. Heidi: Mhm.
00:11:04: [Klickgeräusche sind zu hören]
00:11:06: Herlinde: Also da haben wir Kartoffeln mit essen können.
00:11:09: Aber Mittag hat die Mama gekocht.
00:11:11: Und da haben wir gewartet bis die Familie fertig gegessen hat.
00:11:14: Bis die Herd frei war. Also
00:11:16: mussten wir dann wieder neu anschieben. Und dann hat sie da
00:11:19: gekocht für uns.
00:11:21: Tobias: Haben die oben auch Kinder gehabt?
00:11:23: Herlinde: Ja, das waren zwei Mädchen.
00:11:25: Tobias: Und mit denen hat man dann gespielt,
00:11:27: oder ist da... Herlinde: Nein, die waren älter.
00:11:29: Und die eine hat uns immer "segiert" [Dialekt für ärgern]
00:11:32: weil sie das nicht gemocht hat, dass wir im Haus waren, weißt schon...
00:11:34: Und die andere hat dann,
00:11:37: war dann abgängig. Die war mit den Franzosen unterwegs.
00:11:40: Und die hat dann den [unverständlich] gekriegt.
00:11:43: Die Toni. Und die ist dann nach dem Krieg gleich gestorben.
00:11:46: Tobias: Ist man dann so als Kind
00:11:49: für die Arbeit, also für die bäuerliche Arbeit sozusagen,
00:11:52: am Hof, auch hierhin angezogen worden, dann in der Freizeit?
00:11:55: Hat man... Herlinde: Nein, das habe ich alles freiwillig
00:11:57: gemacht. Nein, herangezogen bin ich nicht worden.
00:12:00: Da war ich auch noch zu klein. Ich habe ja dann noch eine Schwester gehabt.
00:12:03: Ich habe ja dann noch eine Schwester gehabt, die ich ein bisschen hüten hab müssen.
00:12:07: Heidi: Das war wohl die Gerda.
00:12:09: Herlinde: Das wars du. Heidi: Mhm. Herlinde: Später.
00:12:11: Ja die Gerda habe ich ja sowieso immer an der Hand gehabt. Heidi: Ja, eben.
00:12:14: Herlinde: Und, da waren Nachbarn
00:12:17: auch mit Kindern, und da habe ich schon gleich mal
00:12:20: eine Schulfreundin gehabt. Wir sind dann zusammen in die Schule
00:12:23: gegangen und wieder heim. Und dann gab es einen Bruder
00:12:26: Richard, der ganz wichtig war für mich
00:12:29: weil, der hat mit uns im Bach
00:12:32: so Wasser aufgestaut und
00:12:35: Mühlradl gemacht. Tobias: Schule ist man da in Mieders
00:12:38: gegangen? Herlinde: Ja.
00:12:41: Dann mussten wir runter ins Dorf gehen, vielleicht 20 Minuten,
00:12:44: Viertel Stunde. Ja. Die Schule ist
00:12:47: unterhalb des Dorfes eigentlich.
00:12:50: Also unter der Straße auf jedenfall.
00:12:53: Da sind ja zwei Jahre nett gewesen. Erste
00:12:56: bis Dritte in einem Raum.
00:12:59: Ich habe gut schreiben können, schon nach der ersten Klasse.
00:13:02: Und das hat die Lehrerin spitz gekriegt, und dann habe ich mich müssen
00:13:05: zu den Bauern-Fünfer da setzen und denen
00:13:08: schreiben lernen. Was aber nicht gut
00:13:11: angekommen ist, gell. Die haben mich danach, haben sie mich
00:13:14: richtig gemobbt. Die haben ein schönes Sprüchl gehabt.
00:13:17: Weil ich Spöttl geheißen hab.
00:13:20: Das muss ich nicht sagen oder? [alle lachen]
00:13:23: Ja ist heute noch peinlich.
00:13:26: Und dann war der zweite Raum von der vierten bis zur achten.
00:13:29: Und das war insofern gut, ich bin dann raus
00:13:32: nach Innsbruck in die erste [Klasse] Hauptschule, und habe alles schon gewusst, ned
00:13:35: weil das hat man alles schon so mitgekriegt, ned.
00:13:38: Später ist es dann...
00:13:41: Habe ich schon wieder was lernen müssen. Aber das erste Jahr war gut.
00:13:44: [Rollgeräusch]
00:13:47: Tobias: Der Vater ist im Krieg gefallen, habt ihr gesagt.
00:13:50: Das war... [Stimmengewirr] Heidi: [19]45. Tobias: [19]45
00:13:53: Weiß man zumindest wo? Oder...
00:13:56: Herlinde: Ja.
00:13:59: [unverständlich] oder was, die Schreiben
00:14:02: haben wir alles. Tobias: Und wie ist es
00:14:05: hat die Mutter... Oder wie ist es der Mutter
00:14:08: damit gegangen? Ist sie... Wie hats das...
00:14:11: Oder, weiß man das überhaupt noch wie die Mutter damit umgegangen ist
00:14:14: oder hat man... Herlinde: Es war so, es hat einen Onkel gegeben der hat
00:14:17: einen schlechten Fuß gehabt. Den haben sie eingesetzt
00:14:20: um diese Nachrichten zu überbringen. Also
00:14:23: wenn man den gesehen hat, war schon Feierabend auch.
00:14:26: Onkel Willi. Heidi: Mhm. Herlinde: Und
00:14:29: es hat länger gedauert bis er gekommen ist
00:14:32: und dann hat man eh gewusst, was los ist.
00:14:35: Tobias: Die Nachricht über das Kriegsende
00:14:38: ist das, irgendwie verbreitet worden? Hat
00:14:41: man schon gemerkt, das ist jetzt... Irgendwas
00:14:44: ändert sich, oder? Herlinde: Ja, es waren ja...
00:14:47: Ich war bei den Nachbarn, da waren große
00:14:50: Mädchen muss ich sagen, also das waren
00:14:53: die waren schon erwachsen. Da waren
00:14:56: fünf, sechs Kinder. Die waren erwachsen und die haben das
00:14:59: abgesprochen, dass jetzt die Russen kommen.
00:15:02: Und was die Russen da alles anstellen im Osten drüben.
00:15:05: Und da muss man sich jetzt in Acht nehmen sozusagen
00:15:08: Es war aber nicht so. Bei uns sind die
00:15:11: Franzosen gekommen. Und vor allem die Marokkaner.
00:15:14: Mit Marokkaner. Meine ersten,
00:15:17: dunkelhäutigen Menschen.
00:15:20: Tobias: Haben Sie die zufällig auf der Museumsstraßen da gesehen?
00:15:23: Herlinde: Nein, das war alles in Mieders. Tobias: Alles in Mieders noch?
00:15:26: Herlinde: Ja. Tobias: Interessant. Herlinde: Und zwar sind die da durch-
00:15:29: gezogen, durchs Stubai. Und
00:15:32: beim Lerchenhof, das war ein großes Hotel
00:15:35: damals mit einem großen Garten, da waren
00:15:38: die irgendwie aufgestellt.
00:15:41: Weil da habe ich mein Buttererlebnis. [schluckt]
00:15:44: Für mich war Butter wichtig. Ich bin sogar zu Nachbarn
00:15:47: Butter treiben gegangen, damit ich ein bisschen abbekomme,
00:15:50: weil es war mir zu mager im Krieg.
00:15:53: Und da haben die...
00:15:56: Ein Fass Butte gehabt.
00:15:59: Zum Verteilen. Das werden sie halt irgendwo haben sie das kassiert,
00:16:02: gell. Bin sofort zum Nachbarn gelaufen
00:16:05: einen Teller holen und habe mich da angestellt. Habe
00:16:08: ich so Butter gekriegt. Und das habe ich dann rauf
00:16:11: getragen, in die Bachlaiten [lacht].
00:16:14: Das war... Also Marokkaner sind bei mir gut angeschrieben.
00:16:18: Als Butterspender. Tobias: Als Butterspender. [alle lachen]
00:16:21: Habt ihr, eh hast du die amerikanischen Soldaten auch noch erlebt?
00:16:26: Herlinde: Nein.
00:16:28: Ich war in dem Haus, wo ich dann später
00:16:30: mit meinem Mann gewohnt habe.
00:16:32: War da ein Oberster einquartiert.
00:16:35: Der dann noch, vor vielleicht 30 Jahren,
00:16:39: mal gekommen ist mit seiner neuen Frau. Ihr das alles zeigen.
00:16:43: Dieses [lachend] wunderschöne Tirol.
00:16:46: Die waren aus Jacksonville. Tobias: Jacksonville ist
00:16:49: glaube ich, ist das, ich glaube Florida. Herlinde: Florida.
00:16:52: Ja. Ja, ja genau. Mein Sohn ist sogar mal
00:16:55: hingefahren. Tobias: Und da, da ist quasi Kontakt noch
00:16:58: gewesen? Herlinde: Ja wir haben ihm... Weihnachten haben wir immer einen Bericht gekriegt.
00:17:01: Einen Jahresbericht. Und die waren in dem Haus einquartiert
00:17:04: und alle Parteien haben müssen zusammenrücken
00:17:07: Da hat auch nur jeder ein Zimmer gehabt, gell.
00:17:10: Jede Partei hat nur ein Zimmer gehabt. Damit er da hausen kann.
00:17:13: Tobias: Das war jetzt nur mehr die Wohnung,
00:17:16: die ihr dann später drin gewohnt habt. Herlinde: Ja.
00:17:19: Tobias: Und wer hat zu dem Zeitpunkt, also [Stimmen durcheinander] der, wie ist, nein
00:17:23: interessant ist, wie der zu euch... Weil ihr habt ja wahrscheinlich erst viel später dann,
00:17:27: also schon nach der Besetzungszeit drin gewohnt, oder? Herlinde: Ja. Tobias: Heißt,
00:17:31: der ist dann mal gekommen, und hat quasi mal [Herlinde dazwischen: Ja.] angeklopft und hat gesagt
00:17:34: Herlinde: Ja genau. Ich habe da gewohnt. Tobias: Wirklich? Herlinde: Und er hat
00:17:37: meinen Mann nur gekannt. Mein Mann war zwei Jahre älter als ich
00:17:40: Also der hat auch im Krieg dort gewohnt,
00:17:43: die haben sich gekannt die zwei. Und dann,
00:17:46: eben wollte er der Frau das alles zeigen.
00:17:49: Wir sind dann zu einem Tiroler-Abend gegangen
00:17:52: Ins Adambräu mit ihnen. [lachen] Und
00:17:55: sie waren begeistert. [lacht]
00:18:01: [Rollgeräusch] Tobias: Ungefähr [19]47
00:18:04: zieht die Familie wieder zurück nach Innsbruck. [Stimmen reden durcheinander] Herlinde: Genau.
00:18:07: Wir haben dann im Dorf eine Wohnung gekriegt
00:18:10: bei einem anderen Onkel. Tobias: In Mieders? Herlinde: In Mieders.
00:18:13: Heidi: Ganz eine größere Wohnung. Herlinde: Ja
00:18:16: eine richtige Wohnung. Haben wir gehabt.
00:18:19: Schon mit Wasserklosett. Tobias: Und wann...
00:18:22: Aber, es ist die Familie wieder zurückgezogen? Oder ist
00:18:25: sie Mieders geblieben. Heidi: Nein, das war 1951.
00:18:28: [Stimmen durcheinander] Haben wir in Innsbruck eine Wohnung gekriegt. Tobias: Und wo sind sie nach
00:18:31: Innsbruck hin gezogen, 1951? [Beide Schwester gleichzeitig]: Speckbacherstraße. Tobias: In die Speckbacherstraße.
00:18:34: Und wie war das wieder zurück nach Innsbruck zu kommen.
00:18:37: Herlinde: Ich war ja immer in Innsbruck. Ich habe
00:18:40: bei Verwandten gewohnt. Tobias: [stottert] Ich habe mir gedacht...
00:18:43: Herlinde: Ich bin in Innsbruck Schule gegangen, also Hauptschule gegangen.
00:18:46: Da habe ich zuerst in Pradl gewohnt, bei einer Tante
00:18:49: ein Jahr. Und dann in der Andreas-Hofer-Straße, in
00:18:52: demselben Haus wo wir dann gelebt haben.
00:18:55: Und [längere Pause]
00:18:58: bin Hauptschule und Handelsschule gegangen.
00:19:01: Und habe immer am Wochenende... Bin ich nach Mieders gefahren.
00:19:04: Unter der Woche war ich da. Tobias: Volksschule bei dir Heidi,
00:19:07: war dann schon... Heidi: Ja, [19]51 sind wir übersiedelt,
00:19:10: da war ich gerade sechs, bin dann in die Volksschule gekommen
00:19:13: in Innsbruck. In die Volksschule die vis-à-vis war
00:19:16: Tobias: Ja. Heidi: Fischerstraße, ja.
00:19:19: [Rollgeräusch]
00:19:22: Tobias: Nach der Volksschulzeit, Hauptschule und Handelsschule,
00:19:26: haben wir ja schon erwähnt,
00:19:28: war das schon immer klar, dass es die Handelsschule wird?
00:19:31: Herlinde: Nein, ich wollte Säuglingsschwester werden. Weil
00:19:34: ich habe ja zwei kleine Kinder aufgezogen.
00:19:37: Da musste man aber 18 sein.
00:19:40: Und ich bin mit 14 ausgeschult gewesen, ned.
00:19:43: Daher Handelsschule.
00:19:45: Und das ist mir dann geblieben.
00:19:47: Tobias: Das heißt, es hat keine Säuglingsschule, also...
00:19:50: Herlinde: Nein, das war dann vorbei.
00:19:53: [Rollgeräusch] Tobias: War dann die Rolle von dir, doch die der großen Schwester
00:20:00: und der, du hast es eh schon erwähnt,
00:20:03: als Ziehmutter, oder
00:20:06: ist das für dich... ist dir das leicht
00:20:09: gefallen, hast du das gerne gemacht?
00:20:11: Herlinde: Ich habe die Oma geliebt.
00:20:13: Tobias: Und die...Auf die Schwestern aufpassen, war das...
00:20:16: Herlinde: Das war normal, die waren halt da.
00:20:19: Dann sind wir durch die Stadt gegangen und dann haben wir sie segiert
00:20:22: Dann haben wir gesagt, jetzt finden wir nicht mehr heim. Sie war ja neu in der Stadt
00:20:25: Ich hab das schon gekannt, gell.
00:20:28: Tobias: Ja dann machen wir vielleicht als nächstes... Herlinde: Ja du musst jetzt weiterkommen
00:20:31: jetzt geht es mit der Heidi weiter. Tobias: Genau, jetzt müssen wir gleich im Umkehrschluss fragen,
00:20:34: wie das war mit der älteren Schwester quasi.
00:20:37: Heidi: Es war schön... Herlinde: [unverständlich] genauso. [lachen]
00:20:40: Heidi: Nein, wir waren ja, also
00:20:43: soweit ich mich erinnern kann waren wir ja in Mieders unter der Woche allein.
00:20:46: Meine Mutter war im Büro und meine
00:20:49: Schwester war in Innsbruck. Ich habe mich der mittleren Schwester recht gut verstanden.
00:20:52: Und am Wochenende kam
00:20:55: meine Schwester. Und hat gewöhnlich einen Asthmaanfall bekommen.
00:20:58: Dann hat sie die ganze Aufmerksamkeit der Mutter auf sich gezogen.
00:21:02: Und hat mit der Schwester da [unverständlich]
00:21:05: Und ich war wahnsinnig eifersüchtig.
00:21:08: Tobias: Wie war es dann die ersten Jahre in Innsbruck?
00:21:11: Oder mit Volksschule war das dann, wenn man quasi aus dem Haus
00:21:14: immer so viel drin ist, hat es sich dann gebessert oder?
00:21:17: Heidi: Also ich war in Mieders war mir etwas langweilig.
00:21:20: Meine mittlere Schwester, die ist dann in die Schule gegangen.
00:21:23: Worum ich sie immer maßlos beneidet habe.
00:21:26: Bin meistens zur Schule hin gegangen, sie abholen.
00:21:29: Und sie haben drinnen gesungen.
00:21:31: Und ich habe draußen mitgesungen.
00:21:33: Und habe die Aufgaben abgeschrieben.
00:21:35: Also Schule, das war mein größter Wunsch, endlich in die Schule zu kommen.
00:21:38: Tobias: Und wenn es dann, wie es dann in die Schule gegangen ist,
00:21:41: hat sich dann alles...
00:21:43: Heidi: Nein. Wir sind dann nach Innsbruck übersiedelt.
00:21:46: Und das war für mich paradiesisch.
00:21:48: Weil da waren in der Speckbauerstraße,
00:21:50: das war so eine Südtiroler-Siedlung,
00:21:52: da waren in jedem Haus mindestens 10 Kinder.
00:21:55: Und überwiegend gleichaltrige.
00:21:57: Also man hat immer jemanden,
00:21:59: zum Spielen gehabt und das war herrlich, ja.
00:22:01: Tobias: War dann die mittlere Schwester auch noch beim Spielen dabei, oder?
00:22:05: Heidi: Ja, ja, die war auch.
00:22:06: Die hatte natürlich ihre Freunde, die schon ein bisschen älter waren.
00:22:09: Also, das war sehr angenehm und dann die Schule, gerade vis-à-vis, endlich durfte ich dann in die Schule
00:22:14: gehen.
00:22:15: Ich weiß noch, erster Schultag hat mich meine Schwester gebracht.
00:22:19: Und am zweiten Schultag habe ich schon nicht mehr genau gewusst, welche Klasse das
00:22:23: jetzt war, dann sag ich da
00:22:24: Donnerwetter, das blöde Kind findet die Klasse nicht mehr [lacht kurz].
00:22:29: Und bin aber dann aufgeblüht.
00:22:31: Also Schule, das war mein Ein und Alles, ja.
00:22:33: Herlinde: Sie war immer die erste. In der Früh ist sie,
00:22:36: war die Schule noch nicht offen, ist die Heide schon dort gesessen.
00:22:41: Heidi: Konnte es kaum erwarten, musste ja nur über die Straße gehen.
00:22:45: Tobias: Ja.
00:22:46: Und war die Schwester als Autoritätsperson
00:22:50: Können Sie sich an das noch erinnern,
00:22:52: war das immer so... Es ist... Heidi: Es war immer ein sehr gespanntes Verhältnis.
00:22:56: Herlinde: Ja, weißt, die Kleinen waren eher zusammen, die waren näher zusammen.
00:23:00: Heidi: Ja.
00:23:01: Herlinde: Die Gerda und die Heide, die waren wie alt wart ihr?
00:23:05: Heidi: Nur zweieinhalb Jahre. Herlinde: Vier Jahre? Zweieinhalb Jahre!
00:23:08: Ja, eben.
00:23:09: Und ich war eben weit weg.
00:23:11: Ich war schon groß.
00:23:13: Heidi: Ja, sie hat dann in Innsbruck natürlich ganz andere Interessen gehabt, ist dann schon
00:23:17: ausgegangen und war dann nicht mehr so präsent wie in Mieders, am Wochenende [lacht].
00:23:22: Das hat sich gelegt dann, dann ist es schon ein bisschen besser gegangen, ja
00:23:26: Tobias: Und die Mutter habt man dann viel gesehen, ist man... Wenn die Mutter da war, was hat man,
00:23:30: mit der Mutter, und dann haben wir da, am Sonntag haben wir gesagt Wanderungen, das war...
00:23:35: [Beide gleichzeitig]: Ja, haben wir schon ein paar Spaziergänge und so gemacht.
00:23:38: Tobias: Wo ist man da so, wo seid ihr da so hin spaziert?
00:23:42: Heidi: Bergisel.
00:23:43: Herlinde: Bergisel, oder wie heißt das da?
00:23:46: Andreas-Hofer-Weg.
00:23:47: Heidi: Ja. Herlinde: Viel.
00:23:48: Heidi: Und eben Schöhnruh sind wir hinauf gefahren mit der Mutter.
00:23:51: Wobei es da eine wunderbare
00:23:53: Jause hat uns die Oma mitgegeben, die hat in der Früh Schnitzel gebacken.
00:23:58: Und Bohnensalat und Kartoffelsalat, davon schwärme ich heute noch. [lachen]
00:24:02: Tobias: Und das habt ihr zum, also quasi also... Herlinde: Haben wir zum Schwimmen mitgehabt, ja.
00:24:05: Heidi: Dann sind wir mit der Bahn gefahren, gell? Herlinde: Ja.
00:24:07: Heidi: Über Aldrans und dort hinüber spaziert, also das war ein Erlebnis.
00:24:10: Haben zwar immer einen furchtbaren Sonnenbrand gehabt, weil Sonnencreme war damals noch zu teuer
00:24:14: oder auch nicht so gut, gell?
00:24:17: Sonst war das schon ein Erlebnis, ja.
00:24:19: Herlinde: Und man hat warten müssen oftmals bis das Wasser ein rinnt, kannst du dir die Temperatur vorstellen.
00:24:24: Heidi: War das nicht Höttinger Au?
00:24:26: Herlinde: Höttinger Au. Kalt war es, genau.
00:24:28: Tobias: Wo ist man lieber schwimmen gegangen?
00:24:30: Schönruh oder Höttinger Au?
00:24:31: Heidi: Ja, das Schönruh war ja natürlich ein Event, das wäre unter der Woche ja nicht gegangen.
00:24:35: Und was ich mir heute manchmal denk, was undenkbar wäre heute?
00:24:39: Ich bin mit meiner mittleren Schwester mit der Bahn nach Hall gefahren und dort ins Haller Schwimmbad gegangen.
00:24:45: Ich konnte aber nicht schwimmen.
00:24:47: Jetzt muss man sich das vorstellen, wenn die Kinder alleine dahin gefahren sind.
00:24:50: Und meine Schwester hat mich immer untergetaucht, ich bin dann schon immer wieder aufgetaucht, gell?
00:24:54: So passiert ist nichts, aber das ist halt undenkbar, gell?
00:24:57: Ja, meine Mutter hatte nie Zeit gehabt und so sind wir halt alleine gegangen, ja.
00:25:01: [Rollgeräusch] Heidi: Etwas wollte ich noch sagen, [Tobias dazwischen: Ja, sehr gern.] was mich als Kind sehr beeindruckt hat.
00:25:08: Ich bin sehr viel in diese Bücherei im Taxispalais gegangen.
00:25:11: Und das war in diesen schönen Räumen und die vielen Bücher, das war wirklich paradiesisch schön,
00:25:16: das habe ich sehr genossen, ja.
00:25:18: Tobias: Und ehm, zum Lesen oder zu...
00:25:21: Heidi: Ja, alles zum Lesen, man konnte sich dort aufhalten und dort lesen und was ausleihen.
00:25:25: Tobias: Da ist man dann aber allein hin gegangen, also das war dann...
00:25:28: Heidi: Wir sind immer nur alleine hin gegangen.
00:25:30: Ich bin auch mit sechs allein schon zum Zahnarzt gegangen.
00:25:33: Weil die Mutter war berufstätig, hat keine Zeit gehabt und dann haben wir halt überall allein gehen müssen, gell?
00:25:38: Das war ganz gut, weil wir waren früh selbstständig, gell? Tobias: Ja, allerdings.
00:25:41: Heidi: Ja. [lacht kurz]
00:25:42: [Rollgeräusch] Tobias: Das ist natürlich, alleinerziehende Mutter, ist natürlich immer...
00:25:49: Es ist heute nicht einfach, war damals sicher auch nicht einfach. Herlinde: Ja. Tobias: Hat
00:25:52: man gemerkt, dass vielleicht wenig Geld da war, man hat nicht alles gekriegt,
00:25:57: oder ist man mit dem eigentlich... man ist immer zufrieden, mit dem was man.
00:26:00: Heidi: Es hat niemand was gehabt, nach dem Krieg. Herlinde: Ja.
00:26:03: Heidi: Das war ganz normal, oder?
00:26:05: Herlinde: Wir haben uns nie benachteiligt gefühlt. Heidi: Nein. Nein.
00:26:08: Herlinde: Ich kann mich schon erinnern, dass [lacht kurz] in der Handelsschule in der Pause,
00:26:12: dann ist man ja so den Gang entlang gegangen, da hat meine Freundin, die [unverständlich]
00:26:17: hat so eine Stulle mit gehabt, mit Wurst drin.
00:26:21: Also das war für uns undenkbar.
00:26:24: Weil Wurst hat es nur für die Mama gegeben.
00:26:27: Das war für die Mutter reserviert.
00:26:29: Ich weiß nicht, was ich mitgehabt habe.
00:26:32: Auf jeden fall habe ich... Sehe ich das heute noch vor mir, weißt, von einem großen Laib
00:26:36: so eine Stulle hat die mitgehabt.
00:26:39: Heidi: Aber wir haben ja eben dann diesen Schrebergarten gehabt,
00:26:42: da in Wilten, und da haben wir wirklich Gemüse und alles gehabt,
00:26:46: in rauen Mengen.
00:26:48: Tobias: Ist man da dann immer am Wochenende hin, zum Schrebergarten?
00:26:50: Heidi: Jeden Tag. Tobias: Jeden Tag.
00:26:51: Heidi: Im Sommer, ja
00:26:52: Herlinde: Mit Erdbeeren.
00:26:53: Heidi: [unverständlich] Herlinde: Erdbeeren ernten und so.
00:26:57: Heidi: Erdbeeren, Ribisel. Herlinde: Die hat alles gehabt. Alle Beeren.
00:26:59: Da war die Oma gut.
00:27:02: Wir haben in Mieders haben wir schon einen Acker gepachtet.
00:27:05: Weil da haben wir keinen Garten gehabt.
00:27:07: Das war nicht für uns, sozusagen, der Garten.
00:27:11: Da hat sie, ich weiß nicht wieviel Quadratmeter, einen mords
00:27:14: Garten, eh, einen Acker einfach ein Feld,
00:27:18: und da haben wir dann auch Kartoffeln und Kraut [unverständlich]
00:27:21: Heidi: Das Nötigste haben wir gehabt.
00:27:23: Herlinde: Wir waren immer gut versorgt. [Rollgeräusch]
00:27:29: Tobias: Vielleicht Heidi, bei dir noch, du bist dann Volksschule, Hauptschule,
00:27:33: Heidi: Ja. Tobias: Danach auch eine weiterführende Schule?
00:27:36: Heidi: Ja, ich bin dann in die Handelsakademie gegangen,
00:27:38: was ich meiner Schwester zu verdanken habe, weil
00:27:40: alle aus meiner Klasse sind in die Handelsschule gegangen.
00:27:43: Und da sagt meine Schwester,
00:27:44: Na, du bist eh gut in der Schule, geh doch in die Handelsakademie.
00:27:47: Und dann bin ich als Einzige in der Klasse,
00:27:49: aus der Klasse in die Handelsakademie gegangen.
00:27:51: Herlinde: Das war dann ich, die gute Schwester, ned.
00:27:53: Heidi: Ja, dann hat sich das Verhältnis gebessert. [lachen]
00:27:56: Überhaupt, wo sie dann nach Rum gezogen ist, gell [lacht kurz].
00:27:59: Tobias: Der Zug, ehm der Umzug nach Rum, war dann schon beruflich bedingt, oder war das...?
00:28:03: Herlinde: Nein, ich habe da in Innsbruck bei einem Holzhändler gearbeitet,
00:28:07: die dann den Betrieb... Das war ein Holzhändler, der ha
00:28:12: nach dem Krieg, hat der Holzhäuser gebaut.
00:28:18: Und dann haben wir ein Export mit Spreißel [Dialekt für kleines, dünnes Stück Holz] gegeben.
00:28:23: Also die Randstücke von den Bäumen.
00:28:26: Ned, zuerst kommt die Rinde weg und dann das Spreißel.
00:28:29: Und das ist für die Papierfabrik nach Italien gegangen.
00:28:32: Bis zu 15 Waggons am Tag, haben wir da abgewickelt.
00:28:37: Da hab ich gearbeitet.
00:28:38: Und das hat dann aufgehört.
00:28:40: Und dann wollte ich weg.
00:28:42: Ich war sieben Jahre dort, dann wollte ich weg.
00:28:45: Dann habe ich müssen im Archiv arbeiten.
00:28:48: Dann habe ich gefunden den italien... den österreichischen Handelsdelegierten
00:28:52: in Rum, habe mir gedacht, da geh ich hin.
00:28:54: Dann habe ich einen Brief geschrieben.
00:28:56: Habe mich in der Handelskammer vorstellen müssen,
00:28:59: der war begeistert von mir.
00:29:01: Und ich habe dort anfangen können, bin dann nach Rum gekommen.
00:29:05: Und war dann eineinhalb Jahre in Rum.
00:29:07: Ich habe dann noch beim Steuerberater gearbeitet
00:29:09: und habe die Bilanz-Buchhalter-Prüfung
00:29:11: gemacht. Tobias: In Rum?
00:29:13: Herlinde: [unverständlich]
00:29:14: Ich bin da geblieben.
00:29:16: Ist da wieder kaufmännisch weitergegangen.
00:29:18: [Rollgeräusch]
00:29:20: Tobias: Erwachsenenzeit in Innsbruck,
00:29:25: aufleben, Veränderungen in der Stadt.
00:29:28: Grad, also, wenn ich jetzt denk an Olympia [19]64,
00:29:31: ist ja doch ein großes Ereignis gewesen. Herlinde: Ja.
00:29:33: Tobias: Hat man das stark erlebt oder stark...
00:29:36: Herlinde: Ja, also das war ein Highlight.
00:29:38: Ja, man hat so auf
00:29:40: den Schnee gewartet.
00:29:42: [Beide Schwestern gleichzeitig]: Ja, ja kannst dich erinnern,
00:29:44: es hat keinen Schnee gegeben. Tobias: Und habt ihr,
00:29:46: seid ihr zuschauen gewesen?
00:29:48: Hat man... Heidi: Ich war zuschauen. Tobias: Oder zu Hause am Fernsehen?
00:29:50: Heidi: Ja, ja, nein, wir waren schon zuschauen.
00:29:52: Eishockey, überwiegend, ja.
00:29:54: Herlinde: Ja, ich war beim Skispringen.
00:29:56: Haben ich einen Platz gekriegt
00:29:58: unter der Sprungschanze, unterm Tisch
00:30:01: hat man da stehen können.
00:30:03: Ma, das war wild, wie die da runter gefahren sind.
00:30:05: Heidi: [unverständlich]
00:30:07: Tobias: Und [19]76 war dann auch noch interessant,
00:30:10: oder [sind] da die zweiten Spiele schon nicht mehr ganz so interessant?
00:30:13: Herlinde: Also, da war ich dann im Eishockey.
00:30:15: Ausscheidungsspiel,
00:30:17: Endspiel, Russland
00:30:19: Tschechei war das damals.
00:30:21: Tobias: Und die Tschechen, glaube ich haben gewonnen. Herlinde: Die Tschechen haben gewonnen.
00:30:23: Das war echt toll [lacht].
00:30:25: Heidi: Ich war [19]76 ehm,
00:30:27: wir waren ein paar Jahre in Reutte
00:30:29: [19]76 waren wir noch in Reutte.
00:30:31: [Rollgeräusch]
00:30:35: Tobias: Und in der Freizeit, was hat man da... dann schon im Erwachsenenalter
00:30:39: in der Freizeit, hat es irgendwas gegeben, hat man diese Sonntagstraditionen auch in der eigenen Familie
00:30:43: fort geführt
00:30:45: so gut es geht?
00:30:47: Heidi: Ab dem Teenager-Alter war da Schluss, gell.
00:30:49: Unsere Mutter war ein bisschen geh behindert
00:30:51: und die hat sich dann schwer getan.
00:30:53: Und dann haben die sonntäglichen Ausflüge
00:30:55: nicht mehr stattgefunden.
00:30:57: Man hat halt dann mit Freundinnen was unternommen.
00:30:59: Wir sind viel ins Kino gegangen.
00:31:01: Tobias: Wo, ins ehm...
00:31:03: Heidi: Ins Non-Stop Kino, ja.
00:31:05: Wochenschau, und da konnte man ja ewig sitzen bleiben,
00:31:08: bis man es beinah auswendig konnte [lacht kurz].
00:31:10: Und auch sonst sind wir viel ins Kino gegangen.
00:31:13: Tobias: Tanzen, ins Greif zum Beispiel?
00:31:15: Heidi: Das waren meine Schwestern.
00:31:17: Herlinde: Ich war immer in allen Kellern
00:31:19: war ich daheim. Es hat viele Keller gegeben
00:31:22: damals, gell.
00:31:24: Dann war da beim Central,
00:31:27: war ein Keller drin.
00:31:29: Wie hat denn das da oben geheißen?
00:31:31: Das gibt es ja heute noch
00:31:33: das Lokal, bei der Triumphpforte
00:31:35: da beim Eck? Heidi: Das war Greif, oder?
00:31:37: Tobias: Das war das Greif, ja.
00:31:39: Herlinde: Nein, nein, vis-à-vis.
00:31:41: Tobias: Da ist jetzt glaube ich so eine Bar drin.
00:31:43: Herlinde: Ja, ja, da war ein Keller.
00:31:45: Dann ist man nach Igls gefahren.
00:31:47: Wir sind sogar nach
00:31:49: Garmisch gefahren.
00:31:51: Tobias: Mit dem Zug?
00:31:53: Herlinde: Nein. Da haben die Freunde
00:31:55: dann schon ein Auto gehabt.
00:31:57: Das war mit dem Günther war das, gell.
00:31:59: Der hat einen Kastenwagen gehabt und hat uns alle eingeladen
00:32:02: und wir sind dann raus gefahren.
00:32:04: Heidi: Tanzmäßig hat bei mir nicht viel
00:32:07: stattgefunden [lacht kurz] Herlinde: Wohl, ich war viel tanzen
00:32:09: Heidi: Ja, ja. Tobias: Was hat... Herlinde: Ich bin jahrelang Tanzkurs
00:32:11: gegangen, und dann hat es geheißen
00:32:13: am Samstag oder wann,
00:32:15: Perfektion.
00:32:17: Da war dann einfach Musik,
00:32:19: und man ist hin gegangen und hat sich
00:32:21: getroffen sozusagen und hat getanzt einfach dann.
00:32:23: Also ohne Anleitung.
00:32:25: Tobias: Mit... War das dann schon mit dem Ehemann?
00:32:27: Herlinde: [ganz entsetzt] Nein!
00:32:29: Ehemann und tanzen, das ist nicht gegangen.
00:32:31: [alle lachen] Tobias: Mit wem ist man dann
00:32:34: tanzen gegangen, mit den Freundinnen und Freunden?
00:32:36: Herlinde: Ja. Nein, da haben wir es...
00:32:38: Wir sind auch auf Bälle gegangen. Und zwar
00:32:41: hat mein Schulkollegen eine Mutter gehabt.
00:32:43: Die ist mit uns
00:32:45: gegangen. Weil sie hat einen
00:32:47: Freund gehabt, der auch dann
00:32:49: hingekommen ist, gell
00:32:51: Heidi: [unverständlich]
00:32:53: Herlinde: Sind wir von
00:32:55: von, was weiß ich.
00:32:57: Von Ball zu Ball. Wir haben
00:32:59: alle Bälle besucht. Immer so.
00:33:01: Tobias: Und, jetzt muss ich gerade noch fragen...
00:33:03: Herlinde: Keller sind wir allein gegangen.
00:33:05: Ohne Mutter.
00:33:07: Aber Bälle waren offiziell halt.
00:33:09: Tobias: Gibt es noch Erinnerungen an den ersten Kinofilm
00:33:11: was man sich angeschaut hat?
00:33:13: Heidi: Ma, ich erinnere mich nur an den ersten Filmen,
00:33:15: wo ich Jugendverbot gegangen bin.
00:33:17: Mit 14.
00:33:19: Das war Faust im Nacken. Den hätte ich nicht gehen dürfen.
00:33:21: Der war erst ab 18.
00:33:23: Aber vorher weiß ich jetzt nicht, was der Erste war.
00:33:25: Tobias: Und wie haben... Wie ist man in den Film gekommen, wenn man noch nicht...
00:33:28: Heidi: Ich war schon sehr groß mit 14.
00:33:30: Tobias: Und dann ist quasi...
00:33:32: Heidi: Ja, da bin ich schon hinein gekommen [lachen].
00:33:34: Tobias: Ist... Aber auch mit Freundinnen mit...
00:33:36: Heidi: Mit der Freundin, ja.
00:33:38: Herlinde: Ich habe in Mieders den ersten Film gesehen.
00:33:41: Und zwar war da irgendwo ein Zelt
00:33:43: und da haben sie einen Film vor geführt.
00:33:46: Und zwar irgendwas mit Luftballon.
00:33:49: Es war so eine Revue-Film.
00:33:52: Mit [unverständlich] und Luftballon,
00:33:55: irgendsoetwas ist halt da
00:33:57: vorgekommen, war toll.
00:33:59: Das war mein erster Film.
00:34:01: Heidi: [unverständlich]
00:34:03: waren die am Lanser See.
00:34:05: Tobias: Zum Baden?
00:34:06: Heidi: Ja.
00:34:07: Gesellschaftliches Event war immer Lanser See.
00:34:09: Ich meine, man ist damals noch nicht so viel weg gegangen.
00:34:12: Flugreisen waren zu teuer und einige
00:34:14: sind schon gleich [unverständlich]
00:34:16: man hätte ja am Lanser See was versäumt, wenn man nicht oben gewesen
00:34:18: wäre. Tobias: Das heißt, Urlaube waren in...
00:34:20: Als, Kind natürlich ganz selten, eh klar
00:34:23: Herlinde: Ja, wir, meine
00:34:24: mittlere Schwester und
00:34:25: ich, wir sind
00:34:26: dann in den Ferien immer mit [unverständlich]
00:34:29: verschickt worden.
00:34:30: Sommerfrische, ja.
00:34:32: Tobias: Gibt es da noch einen Urlaub, was man sich erinnern kann?
00:34:35: Heidi: Ja, einmal waren wir in Mieders
00:34:37: und meine Schwester
00:34:39: hat sich immer gern beklagt.
00:34:40: Die hat sich gleich übers Essen beschwert. [Herlinde lacht kurz]
00:34:42: Dann kam dann einmal eine Kommission.
00:34:44: Und dann war das Essen besser.
00:34:46: Das nächste Mal waren wir in Oberpinswang,
00:34:49: Reutte. Das schrecklich, weil
00:34:51: es jeden Tag geregnet hat.
00:34:53: Und auf das Essen war wieder nicht
00:34:55: so ausreichend, [Herlinde fängt an zu husten] wie es meine Schwester gern gehabt hätte.
00:34:58: Hat sich wieder beschwert, es ist dann wieder besser geworden [lacht kurz].
00:35:01: Und mir war das ja furchtbar peinlich.
00:35:03: Ich habe schon Angst gehabt sie schicken uns jetzt heim,
00:35:05: weil meine Schwester,
00:35:06: so ein Großmaul war, gell.
00:35:07: Das wäre mir furchtbar peinlich gewesen.
00:35:09: [Rollgeräusch] Tobias: Gibt es noch etwas, was wir vergessen haben,
00:35:15: was vielleicht noch interessant wäre?
00:35:17: Herlinde: Also ich hätte eine Brücke anzubieten. Tobias: Mhm, bitte.
00:35:19: Herlinde: Und zwar treffe ich mich immer noch
00:35:21: mit den Schulkolleginnen aus Haupt- und Handelsschule.
00:35:26: Wir sind jetzt noch neun.
00:35:28: Wir treffen uns jetzt zweimal im Jahr,
00:35:30: weil jetzt wird es brisant.
00:35:32: Einmal im Frühling, einmal im Winter,
00:35:35: immer im "Riese Haymon".
00:35:37: Da habe ich eine Kollegin,
00:35:39: die ist gleich alt wie ich,
00:35:41: die arbeitet noch.
00:35:43: Die hat eine Handelsfirma, so für
00:35:45: medizinische Geräte.
00:35:47: Dann ist sie im Alpenzoo,
00:35:50: macht sie die Reisen,
00:35:52: organisiert sie die Reisen
00:35:54: und dann ist sie im botanischen Institut,
00:35:57: da macht sie das Rechnungswesen.
00:35:59: Tobias: Oben in Hötting?
00:36:01: Herlinde: In meinem Alter. Ja.
00:36:03: Super gell. Tobias: Ja. Herlinde: Ich war übrigens auch im Alpenzoo.
00:36:05: Tobias: Ja. Herlinde: Mhm. Tobias: Und wie... Als, eh, in was für einer Funktion?
00:36:09: Herlind: Das Büro.
00:36:11: Ich habe angefangen nach den Kindern,
00:36:13: wann war das, ich war
00:36:15: 45, wie ich oben angefangen
00:36:17: habe. Heidi: 1945?
00:36:19: 75?
00:36:21: Herlinde: Nein, im Jahr... Nein mein Alter.
00:36:23: Heidi: Ach so, du [beide reden durcheinander - unverständlich]
00:36:25: 15 Jahre war ich oben.
00:36:27: Tobias: Das war... Wer war zu der Zeit
00:36:29: war da schon der Bechlander [Schreibweise ungewiss]? Herlinde: Da hat er angefangen.
00:36:31: Tobias: Weil das war ja davor, ehm.
00:36:33: Herlinde: Psenner. Tobias: Psenner genau, weil da ist ja Steg unten nämlich.
00:36:35: Herlinde: Der war schon, schon noch
00:36:37: anwesend,
00:36:39: aber, der hats dann übernommen, ned
00:36:41: der Bechlander hat es dann übernommen.
00:36:43: Und da habe ich angefangen
00:36:45: Halbtags, habe ich nur Buchhaltung
00:36:47: und Lohnverrechnung gemacht.
00:36:49: Und da haben wir eine Sekretärin gehabt.
00:36:51: Die ist dann nach Wien gegangen
00:36:53: Und dann hat eben der Bechlander gemeint,
00:36:55: das wäre halt toll
00:36:57: wenn ich das jetzt auch noch machen würde, ned.
00:36:59: Also ab dort war ich nur mehr im Zoo. Samstag
00:37:01: Sonntag, immer und überall.
00:37:03: Denn wir haben durchwegs
00:37:05: Gäste gehabt, die auch
00:37:07: betreut werden mussten, gell.
00:37:09: Da bin ich dann schon eingesprungen.
00:37:11: Tobias: Wie, darf man das... Kann man das verstehen?
00:37:13: Betreut werden haben müssen? Herlinde: Ja, die haben gewohnt,
00:37:15: die Frau Schwetz [Schreibweise ungewiss] hat uns,
00:37:17: im Mentlberg, kennst du das? Tobias: Mhm.
00:37:19: Herlinde: Die Frau Schwetz hat uns das Haus
00:37:21: zur Verfügung gestellt für Gäste.
00:37:23: Die hat man dahin gebracht und dann
00:37:25: ist man mit ihnen essen gegangen und dann
00:37:27: hat man mit ihnen einen Ausflug gemacht, mit einem
00:37:29: auf den Patscherkofel, mit einem auf die Nordketten.
00:37:31: Russen waren da
00:37:33: und dann die ganzen Ossis.
00:37:35: Die haben wir da alle abgefüttert,
00:37:37: Und sie haben auch immer [lachend] gefragt, wie heißt
00:37:39: der Bodner, der Bekannteste [unverständlich]
00:37:41: bei Pretty Woman.
00:37:43: Die haben sich damals abessen können.
00:37:45: Und da bin ich schon ziemlich eingedeckt gewesen.
00:37:47: Tobias: Und gibt es noch Kontakt zum Bechlander?
00:37:51: Herlinde: Ja, haben wir.
00:37:53: Tobias: Es war viel Arbeit, aber es ist nicht der Kontakt mit...
00:37:55: Also das Arbeitskrieg war an und für sich
00:37:57: in Ordnung. Herlinde: Ja wunderbar. Er war der beste Chef
00:37:59: von allen [beide lachen].
00:38:01: Er hat sich selber nicht geschont,
00:38:03: und dann tut man halt mit, gell.
00:38:05: Und er uns so gelobt immer, mein Gott.
00:38:07: Er hat uns so gefangen mit dem Lob
00:38:09: [lacht kurz].
00:38:11: Da kommt man [lachen]
00:38:13: Tobias: Das heißt...
00:38:15: Herlinde: Hat er verstanden.
00:38:17: Tobias: Geht man dann jetzt, auch wenn das jetzt schon lang her ist
00:38:19: trotzdem noch in den Alpenzoo hin und wieder
00:38:21: und schaut sich das an. Herlinde: Ja, freitags ist es soweit.
00:38:23: Am Freitag gehen wir wieder rauf
00:38:25: Tobias: Und ist man jedes mal wieder
00:38:27: kommen dann die Erinnerungen, wenn man dann da im Zoo ist?
00:38:29: Herlinde: Ja freilich. Es gibt da noch Leute.
00:38:31: Es gibt meine Nachfolgerin, die war ja während
00:38:33: meiner Zeit schon oben,
00:38:35: und die ist immer noch da.
00:38:37: Tobias. Und dann gibt es wieder einen
00:38:39: Austausch über den neusten Alpenzoo-Klatsch.
00:38:41: Herlinde: Ja, Ja. Und dann ist es eine [unverständlich]
00:38:43: ist es auch oben.
00:38:45: Und dann kriege ich dann auch die Familiengeschichte
00:38:47: noch ein bisschen mit, gell.
00:38:49: Ja, ja. Man ist schon immer noch oben,
00:38:51: nicht mehr so, nicht mehr
00:38:53: so dicht, wie es war.
00:38:55: Aber, bin am laufenden.
00:38:57: [Tobias lacht] Herlinde: Ich weiß sogar
00:38:59: dass die [unverständlich] schon brühten.
00:39:01: Tobias: Auch wenn man im Büro war
00:39:03: und auch viel Buchhaltung und die Gäste,
00:39:05: hat man dann Kontakt unter
00:39:07: Anführungszeichen zu den Tieren gehabt?
00:39:09: Herlinde: Ja sicher. Man ist immer
00:39:11: durchgegangen und hat gewusst
00:39:13: was neues ist, wer brühtet
00:39:15: und wer [unverständlich] [lachend] und so weiter.
00:39:17: Heidi: Du hast doch auch immer einen Bartgeier
00:39:19: im Büro [beide Schwestern reden durcheinander]
00:39:21: Herlinde: Ja, wir haben einen Bartgeier haben wir im Büro gehabt.
00:39:23: Weil die haben sich bekämpft.
00:39:25: Im Nest.
00:39:27: Da ist nur der stärkere aufgekommen.
00:39:29: Das war sozusagen das Reservekind.
00:39:31: Und wir haben dann das Reservekind
00:39:33: bis er halbwegs groß war,
00:39:35: dann ist es wieder ins Nest gekommen
00:39:37: und dann ist es gegangen.
00:39:39: [unverständlich] bei Tieren.
00:39:41: [Tobias lacht] Herlinde: Ja.
00:39:43: Alpenzoo. Nein, war eine schöne Zeit
00:39:47: Und dann ist er mir abgehauen, der Chef. Ist er dann nach Wien
00:39:49: gegangen. Ich bin auch nach Wien durchgefahren
00:39:51: zu ihm.
00:39:53: Tobias: Hat es gar keine Versuche gegeben
00:39:55: abzuwerben nach Wien?
00:39:57: Herlinde: Wohl, freilich wollte er mich mitnehmen.
00:39:59: Tobias: Aber war dann nicht mehr. Herlinde: Was tue ich denn
00:40:01: in Wien? Nein,
00:40:03: so eine große Stadt. Das ist ja...
00:40:05: So schön wie Wien ist, aber ich fahre gern
00:40:07: wieder Heim.
00:40:13: [Rollgeräusch] Tobias: Skifahren lernen, Skifahren ist... Herlinde: Ich habe nach diesen großen ersten Anfällen, dann hat es endlich
00:40:19: eh, Medikamente gegeben.
00:40:21: Dann habe ich beim
00:40:23: Schmidhuber
00:40:25: auf der Seegrube
00:40:27: Skifahren gelernt.
00:40:29: Tobias: Wann war das, zu welcher Zeit?
00:40:31: Herlinde: [überlegt - atmet fest aus] Wann
00:40:33: war denn das? Tobias: Oder vielleicht...
00:40:35: Herlinde: [Heidi sagt was im Hintergrund] Ich war auf jeden fall schon 20 Jahre.
00:40:37: Also,
00:40:39: [19]56, [19]58 so was.
00:40:41: Tobias: Und wie waren die ersten Versuche auf den Skiern?
00:40:43: Herlinde: Ja ich habe einen Kurs gemacht, dann ist es schon gegangen.
00:40:45: Ich weiß noch wie ich das erste Mal gefahren, runter
00:40:47: gefahren bin habe ich gesagt
00:40:49: ich geh nie wieder [lacht].
00:40:51: [lacht]
00:40:53: Zuerst ist man ja hinten gefahren, gell.
00:40:55: Nein, das war mir ein bisschen zu
00:40:57: steil und dann ist der Skilehrer
00:40:59: da unter mich her gefahren, da
00:41:01: dann bin ich aufgestanden, dann ist [es] wieder
00:41:03: gegangen. Dann bin ich oft
00:41:05: rauf gegangen. Tobias: Und Sie sie dann...
00:41:07: Oder bist du dann noch öfter
00:41:09: also Skifahren, ehm, war [das was], was
00:41:11: man öfters gemacht hat, oder war das dann...?
00:41:13: Herlinde: [unverständlich] Heidi: Ich habs
00:41:15: im Skiurlaub gemacht. Herlinde: Skiurlaub
00:41:17: ja. [unverständlich] sind wir viel Ski-
00:41:19: fahren gegangen. Dann [unverständlich]
00:41:21: ist man damals gegangen. Ja, das war
00:41:23: schon mit der Familie. Dann waren wir in
00:41:25: Jerzens Und bei den Anfängen
00:41:27: mit dem Einer-Sessel-Lift haben wir angefangen
00:41:29: in Jerzens.
00:41:31: Tobias: Und bei dir Heidi war... Heidi: Mich hat man
00:41:33: zu einem Skikurs auf die
00:41:35: Ferrari-Wiese geschickt.
00:41:37: Und ich sage heute immer, es
00:41:39: war eine Materialfrage, weil ich habe
00:41:41: die alten Schuhe und Ski von meiner Schwester
00:41:43: gehabt, wo ich so drin gestanden bin
00:41:45: und das war eine Katastrophe
00:41:47: und dann habe ich das Skifahren abgeschlossen [lacht kurz].
00:41:49: Wie ich dann meinen Mann kennen gelernt habe
00:41:51: habe ich noch einmal einen Versuch gemacht
00:41:53: und der ist auch kläglich gescheiert.
00:41:55: Herlinde: War das nicht in Kühtai? Heidi: In Kühtai
00:41:57: waren wir da, ja. Herlinde: Ja.
00:41:59: Und sie ist neben der Straße, am ebenen Weg,
00:42:01: hat sie ihre Versuche gemacht. Heidi: [lacht].
00:42:03: [Rollgeräusch]
00:42:05: [Rollgeräusch]
00:42:07: Herlinde: Ja unser Vater war ja
00:42:09: ein großer Skifahrer. Er war ein großer Sportler.
00:42:11: 10-Kämpfer und so weiter.
00:42:13: Heidi: Skispringer.
00:42:15: Herlinde: Skispringer mit dem Bubi Bradl.
00:42:17: Tobias: Ah ja. Herlinde: Ist er Ski gesprungen.
00:42:19: Das war überhaupt mein Lieblingsonkel,
00:42:21: der Bubi Bardl.
00:42:23: Der ist dann nach dem ersten Training
00:42:25: hat er bei uns gewohnt und ist
00:42:27: im Bett liegen geblieben. Er hat sich nicht...
00:42:29: Er hat nichts mehr bewegen können. So war das.
00:42:31: Die waren ja nicht trainiert.
00:42:33: Auch mit nichts ausgerüstet, ned.
00:42:35: Tobias: Mhm. Herlinde: Und
00:42:37: da hat er sich ein paar Tage erholt und
00:42:39: dann ist es wieder weiter gegangen [lacht kurz].
00:42:41: Tobias: Jetzt, grad weil jetzt, weil wir jetzt
00:42:43: kurz über den Onkel...
00:42:45: Hat es eine...
00:42:47: andere, als einen Ersatzvater
00:42:49: in dem Sinn gegeben. Einen, einen Onkel oder...
00:42:51: Herlinde: Nein, das... da haben wir uns geweigert [Tobias im Hintergrund: Großvater?]
00:42:53: Das haben wir nicht erlaubt.
00:42:55: Heidi: Nein wir waren... Herlinde: [unverständlich]
00:42:57: Heidi: Großmutter war mit 28 Witwe
00:42:59: und unsere Mutter mit 39.
00:43:01: Es war also kein Mann in der Familie.
00:43:03: Herlinde: Nein, ein Onkel. Heidi: Der hat aber selber
00:43:05: Kinder gehabt. Der hat sich also nicht groß gekümmert.
00:43:07: Und das war schon...
00:43:09: Herlinde: Mutter hat auch die Vormundschaft gehabt
00:43:11: für uns, gell.
00:43:13: Tobias: Könnt ihr, kann man sagen
00:43:15: das hat irgendwo auch
00:43:17: das eigene, das Eigenständige
00:43:19: das persönlich einen viel,
00:43:21: sehr Gestalter und...
00:43:23: Herlinde: Ja, auf jeden Fall. Heidi: Ja! Herlinde: Auf jeden Fall.
00:43:25: Heidi: Das war das Vorbild, unsere Mutter und Großmutter
00:43:27: das waren starke Frauen.
00:43:29: Herlinde: Ja. Heidi: Und so hat man immer das Gefühl gehabt
00:43:31: es kann einem nix passieren, weil das schafft man dann schon.
00:43:33: [Outro-Musik]
00:43:35: [Outro-Musik]
00:43:37: [Outro-Musik]
00:43:39: [Outro-Musik]
00:43:41: [Outro-Musik]
00:43:43: [Outro-Musik]
00:43:45: [Outro-Musik]
00:43:47: [Outro-Musik]
00:43:49: [Outro-Musik]
00:43:51: [Outro-Musik]
00:43:53: [Outro-Musik]
00:43:55: [Outro-Musik]
00:43:57: [Outro-Musik]
Neuer Kommentar