Warum braucht es ein Stadtarchiv?
Shownotes
In dieser Folge spreche ich mit Lukas Morscher, dem Leiter des Referats Stadtarchiv/Stadtmuseum, über uns selbst. Wir kommen unter anderem darauf zu sprechen, was ein Archiv überhaupt ist, was alles archiviert wird, warum etwas aufbewahrt wird und wer alles Zugang zu den Unterlagen hat. Kleiner Spoiler Alert: grundsätzlich hat jeder Zugang und das auch gratis! Darüber hinaus sprechen wir ganz generell darüber, wie sich die Verwaltung der Stadt während der 25-jährigen Dienstzeit von Lukas verändert hat.
Rückmeldungen, Wünsche oder Anregungen zu den einzelnen Folgen können gerne per Mail an podcast@innsbruck.gv.at geschickt werden.
Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck finden Sie im Web unter diesem Link.
Wollen Sie von zu Hause oder unterwegs eine Entdeckungsreise durch Innsbruck machen, dann sollten Sie unseren Bilder-Blog Innsbruck erinnert sich besuchen, wo täglich vier neue Beiträge veröffentlicht werden. Es lohnt sich!
Transkript anzeigen
00:00:00: [Intro-Musik] Tobias: Hallo und herzlich willkommen zu allerersten Folge von Archivwürdig, dem Podcast des
00:00:19: Innsbruckers Stadtarchivs. In unserer heutigen Premiere Folge, spreche ich mit Lukas Morscher,
00:00:23: dem Leiter des Referats Stadtarchiv/Stadtmuseum, über uns selbst. Wir kommen unter anderem
00:00:28: darauf zu sprechen, was ein Archiv überhaupt ist, was alles archiviert wird, warum etwas aufbewahrt
00:00:33: wird und wer alles Zugang zu den Unterlagen hat. Kleiner "Spoiler alert" [engl. Spielverderber Warnung]: Grundsätzlich hat
00:00:38: jeder Zugang und das auch gartis. Darüber hinaus sprechen wir ganz generell darüber,
00:00:43: wie sich die Verwaltung der Stadt während der 25. Jährigen Dienstzeit von Lukas verändert hat.
00:00:48: So viel zu dem, was euch erwartet und damit ab in die Folge.
00:00:52: Lukas, warum ich heute mit dir hier sitze? Ich weiß nicht, mir geht es öfter so in meinem
00:00:59: Bekanntenkreis, wenn ich gefragt werde. Und was machst du so beruflich? Dann sage ich ja,
00:01:04: nix. [lachen] Schön war es. Nein, dann sage ich halt ja, im Stadtarchiv und oder als Archivar im Stadtarchiv bei
00:01:14: der Stadt. Und dann ist halt immer die erste Frage gleich: "Für was braucht es überhaupt,
00:01:19: oder was ist überhaupt ein Stadtarchiv? So quasi, was gibt es denn da überhaupt?" Weil, ja,
00:01:24: kurze, eh ich sagen einmal, die breite Bevölkerung hat oft wenig Vorstände, was da überhaupt
00:01:28: gesammelt wird. Und wenn ich dann Anfang zu erzählen quasi, was wir da alles haben, dann
00:01:31: gehen eh die Augen schon sperrangelweit auf. Vielleicht sollten wir eben deswegen mal Anfangen mit,
00:01:36: was das Archiv eigentlich in seinem ursprünglichen Sinn ist und was wir dann, also wir direkt als
00:01:42: Stadtarchiv vielleicht, machen, oder? Lukas: Die Aufgabe eines Stadtarchivs ist grundsätzlich einmal
00:01:48: diejenige, dass sie die Akten der Stadtverwaltung, die nicht mehr fürs tägliche Geschäft gebraucht
00:01:54: werden, verwahrt, erschließt und der wissenschaftlichen Forschung und der Berücksichtigung des Datenschutzes
00:02:02: zur Verfügung stellt. Tobias: Das ist quasi die generische Antwort [lachen]. Nein, es ist ja richtig. Aber also,
00:02:10: das ist natürlich der Vorgang. Lukas: Ich habe ja erst Luft geholt. Tobias: Ja, ja, ja. Dann lass
00:02:14: ich dich ruhig weitersprechen. Lukas: Dafür muss man sich natürlich einmal zuerst die Frage stellen,
00:02:18: was heißt im Rathaus, was heißt Rathaus. Das Rathaus oder die Funktion eines Rathauses
00:02:25: umfasst ja von der Geburt über das Schulwesen, über das Gesundheitswesen, über Sport, Kultur,
00:02:32: Bau, Straßenverkehr und zahlreiche andere Dienststellen. Das heißt, das begleitet uns fast das ganze
00:02:42: Leben zumindest am Anfang und am Ende. Der Geburtszettel und der Todes... Tobias: Die Friedhöfe
00:02:49: auch noch? Lukas: Friedhöfe sogar noch darüber hinaus. Stimmt. Also, da kommt dann doch sehr viel
00:02:55: verschiedenes, verschiedenartiges zusammen und um dieses Arbeiten im Rathaus dokumentieren zu können
00:03:03: bzw. auch nachvollziehbar zu machen, was früher gemacht wurde, werden die Akten im Stadtarchiv
00:03:10: aufbewahrt, solange es noch Papierakten gibt, was ja tendenziell immer weniger wird. Tobias: Ja, das,
00:03:17: was dann wieder neue Probleme für uns darstellen wird, aber da sind wir ja quasi noch... Lukas: Das ist
00:03:21: ungelöst. Tobias: Es ist noch ungelöst. Und vor allem wäre das dann ja doch für die Zukunft recht gut,
00:03:27: bald mal zum... Lukas: Es hat keine Institution für den digitalen Akt, eine wirklich langfristige
00:03:34: Lösung und das sollen wirklich die großen Forschungsinstitute erarbeiten und wir übernehmen
00:03:41: das dann gerne, aber so ein richtig langfristiges digitales Archivierungskonzept ist meines
00:03:48: Wissens derzeit nirgends in Sicht. Tobias: Nein, ich glaube auch an die letzten Archivtage, also es gibt immer Archivtage
00:03:53: oder Archiv, ja Archivtage. Und da ist es auch, zwar es ist ein großes Thema, aber den Wunderwutzi die
00:04:00: Allheilmittel um das zu lösen ist auch noch nicht so... Lukas [ganz leise]: Genau... Tobias: Aber wir archivieren jetzt bei uns
00:04:10: im Stadtarchiv noch wesentlich mehr als nur quasi das städtisch... oder das städtisch produzierte Gut. Lukas: Ja, es ist so,
00:04:16: dass natürlich das Beschriebene ist jetzt also die Grundfunktion eines Stadtarchivs. In Innsbruck
00:04:22: ist der Fall ein bisschen erweitert, gelagert, weil es gibt keine Sammlung, die speziell Innsbrucker
00:04:30: Geschichte dokumentiert und präsentiert und so hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine
00:04:37: sehr rege Sammlungsstätigkeit entwickelt, die weit über das klassische Archiv hinausgeht. Also
00:04:47: wir sammeln quasi alles, was die Geschichte der Stadt Innsbruck zu dokumentieren im Stande ist.
00:04:52: Das geht von Speisekarten über Plastik-Sackln [Dialekt für Tüte], aber auch Literaturplakate und so weiter. Aber
00:05:01: diese aktive Sammlung, die nicht nur sogenannte hohe Kunst oder oder mittealterliche Dokumente
00:05:09: umfasst, soll einfach das Lebensbild, die Lebenswirklichkeit abbilden und das tut... versuchen wir
00:05:21: eben zu dokumentieren. Das ist natürlich eine unlösbare Aufgabe das flächendeckend zu tun,
00:05:26: aber zumindest teilweise... Tobias: So gut geht, eigentlich quasi viele Bereiche abzudecken ohne zu... oder halt, ja,
00:05:34: wir sehen es eh immer, bei uns jeder hat natürlich auch irgendwo seine Kreise, die er zieht und von dem
00:05:40: quasi dann auch wieder die Sachen dann zu uns bringt quasi. Lukas: Also wir dürfen ja eigentlich keine
00:05:45: Zensurstelle sein, aber natürlich hat jeder seine persönlichen Referenzen, beziehungsweise auch
00:05:52: seine Wissen demensprechend. Es gibt halt Leute, die haben spezielles Wissen über was ganz abwegiges
00:06:00: wie das Feuerwehrwesen [Tobias lacht] und andere, und andere kennen sich bei, ich weiß nicht,
00:06:05: Straßenlaternen aus. Alles zu kennen ist unmöglich und wir sehen ja regelmäßig
00:06:11: in "Innsbruck erinnert", was Menschen für ein Fachwissen haben, wenn ich nur an die Herren
00:06:17: von der pensionierten Herren von der Polizei denke, die darüber diskutieren können,
00:06:22: wann sie welche Uniform gekriegt haben, war das der Mai '53 oder der Oktober '53. Also dann ist
00:06:31: das schon ein Wissen, das wir natürlich niemals erreichen können. Wir können es nur partiell
00:06:36: in kleinen Inseln, in kleinen Mosaiksteinchen machen und wir können nur so versuchen,
00:06:43: einen Teil des Gesamtbildes sichtbar zu machen. Man muss sich nur bewusst sein, dass es natürlich
00:06:49: nur ein... wirklich einzelne Mosaiksteinchen sind. Tobias: Vielleicht, lassen wir an dem Punkt auch noch kurz
00:06:56: einhaken, wie das bei uns überhaupt findbar ist. Also erstens einmal wird bei uns natürlich versucht,
00:07:03: alles nach Möglichkeit in eine Datenbank zu klopfen und das auch dann entsprechend zu,
00:07:11: also nach Möglichkeit, wie gesagt eben wieder mit... zu digitalisieren, was natürlich bei Fotos
00:07:16: sag ich jetzt einmal einfacher geht, als wie jetzt vielleicht... [schnaubt] ich mein mit Plakaten geht es auch,
00:07:21: alles was so... Lukas: Fahrradl. Tobias: Ja, Fahrradl ist dann [lacht] wieder das, was schwierig wird,
00:07:25: oder generell bei die ganzen realien Sachen oder halt Skulpturen immer, es geht, man muss
00:07:29: halt dann abfotografieren, aber... und auffindbar und wenn das halt dann dementsprechend quasi
00:07:34: beschrieben wird, ist es dann natürlich auch irgendwann wieder möglich zu finden. Es kann
00:07:37: natürlich jetzt, wenn jetzt irgendwas gezielt auf der Maria-Theresien-Straße such oder so was und
00:07:41: dann nur mit Maria-Theresien-Straße sucht, können natürlich lang suchen, weil wir haben natürlich auch
00:07:45: dementsprechend dann viele Eintragungen zu einzelnen Objekten. Je breiter desto schwieriger
00:07:50: wird es, glaube ich. Lukas: Ja natürlich. Tobias: Und je spezieller desto einfacher unter Anführungszeichen, wenn
00:07:56: wir überhaupt was haben, ist es dann auch nicht immer gegeben. Manchmal sind ja die, also ich
00:08:01: kann mich noch erinnern, was teilweise so spezial Anfragen, also wirklich so im Detail, Detail,
00:08:06: wo ich dann auch sagen muss, pff, da kann man nur mit der breiten Linse drauf schauen,
00:08:10: also wie man da quasi, weil das war glaube ich irgendein Engels Kopf an einer Hausfront,
00:08:16: wo dann auch bei uns dann irgendwo dann schon doch mal ein Ende her geht, muss ich sagen, mit
00:08:21: wie detailliert auch die Sachen dann beschrieben sind. Lukas: Ja, das ist ganz klar, dass das ein bisschen
00:08:28: eine Koste-Nutzenabwägung sein muss auf der einen Seite, aber eben auch das Spezialistentum,
00:08:34: das es gibt und das ist ja offensichtlich ein Zeichen unserer Zeit, das würde in jede
00:08:42: Faser eines Objekts eindringen, das ist unmöglich. Es geht darum, eine solide richtige, oder das,
00:08:51: was man für richtig hält, Beschreibung abzugeben. Natürlich 10.000 Fotos sind schnell erworben
00:08:58: oder übernommen, 10.000 Fotos digitalisiert und beschrieben und verpackt und zugänglich
00:09:06: gemacht ist eigentlich schon, na ja, bei 10.000 fällt immer viel auf ein Lebenswerk, das heißt,
00:09:12: man hat immer ein vielfaches an Objekten, die reinkommen zu dem, was man bearbeiten kann,
00:09:18: das ist sicher auch das frustrierendste an diesem Teil. Tobias: Ja, weil Arbeit... [räuspert sich] Arbeit ist quasi mehr oder
00:09:25: weniger für drei Pensionen da. [Tobias lacht kurz auf] Lukas: Ja, also, man könnte, ja, jahrzehnte Arbeit, wenn nichts mehr
00:09:35: reinkommen würde, liegt unverzettelt und wartet auf die Aufnahme. Ich sehe allerdings schon die
00:09:42: Aufgabe eines Archis, die Dinge auch zu bergen und für die Nachwelt zu sichern, weil in einer
00:09:49: Zeit, wo es keine Dachböden mehr gibt und keine riesigen Wohnungen mehr gibt und keine
00:09:54: Keller mehr gibt, werden halt sukzessive die privaten Sammlungen und Fotoalben etc. weggegeben
00:10:03: und alles, was dann zu uns kommt, ist ja mal auf jeden Fall schon hilfreich. Tobias: Ja. Vielleicht,
00:10:09: weil du das gerade angesprochen hast, das ist vielleicht eher ein gutes Thema zum
00:10:13: einhaken, wie die Sachen überhaupt an uns kommen, ich meine, klar, von der Stadt, im Idealfall
00:10:16: werden sie dann, wenn sie beim jeweiligen Amt ausscheiden, werden die dann natürlich an uns
00:10:20: überstellt. Das ja, aber wir haben natürlich viele oder doch einige private oder nicht Anfragen,
00:10:31: aber halt Personen, die was dann an uns die Sachen herantragen und fragen, wollt ihr das haben,
00:10:36: mir schmeißen es sonst weg und da ist dann natürlich immer zum Schauen, also meistens,
00:10:41: sag ich jetzt einmal, können wir ja eh übernehmen, aber wir müssen dann nur anschauen, was... und da
00:10:47: wären wir ja quasi wieder, das wäre auch passend zu unserem Podcast Titel, ob das überhaupt
00:10:51: archivwürdig in dem Sinn ist. Weil das ist natürlich nicht alles, was zu uns kommt für die
00:10:56: Langzeitarchivierung, das ist auch das Zauberwort Langzeitarchivierung, aber eigentlich nicht, denn
00:10:59: Archivierung, ist eine Archivierung, ob das bei uns dann wirklich ja einen Platz findet. Lukas: Naja, es ist natürlich so,
00:11:05: dass ein Objekt, das für uns in Betracht kommt, muss einmal natürlich in Innsbruck Bezug haben
00:11:10: und sollte... Tobias: Beziehungsweise nur ein bisschen um, also sagen wir ein bisschen umliegend noch, aber...
00:11:14: Lukas: Sozusagen das, was man von Innsbruck ausflugsweise zu Fuß oder mit dem Fahrred so noch machen kann,
00:11:20: das ist sicher Grundvoraussetzung, natürlich würden wir jetzt auch keinen, ich weiß nicht,
00:11:25: 4x4 großes Objekt, metergroßes Objekt nehmen können oder so, es gibt schon Awägungen oder Fahrzeuge
00:11:33: oder so. Tobias: Ja, die ganz großen Sachen oder was halt einfach schwer beweglich ist auch.
00:11:39: Lukas: Ja das geht halt nicht. Aber grundsätzlich haben wir gegenüber dem privaten Sammler
00:11:44: den riesigen Vorteil, dass wir quasi ewig existieren, hoffen wir halt. Tobias: Das hoffe [lacht] ich auch. Zumindest
00:11:52: einmal bis zu meiner Pension. Lukas: Nein, aber es geht darum, also jeder kennt irgendwelche Sammler,
00:12:00: die ja in all ihrer bewundernswerten Begeisterung für ein Thema fast nie Nachfolger haben.
00:12:09: Sei es in der Familie oder im Umfeld, gibt es da ganz selten Nachfolger und dann... manche Sammler
00:12:16: haben ja auch ein gewissen tyrannischen Zug, was die Familie angeht und nerven die Familie Jahrzehntelang
00:12:22: und investieren das ganze Geld in die Sammlung und können es halt posthum [lat. nach dem Tod] nicht mitnehmen,
00:12:28: nur selten. Und... Tobias: Ich hoffe mein Vater hört gerade nicht zu, der fällt da ein bisschen in diese Schiele.
00:12:36: Lukas: Ja, aber auch er wird irgendwann darauf kommen, dass er es nicht mitnehmen kann und dann fragen
00:12:42: sich viele, was tun wir damit? Mit vielen Sammlern stehen wir ja ohnehin in einem freundschaftlichen
00:12:47: Austausch und so kommt natürlich sehr viel Zeug an uns, das mehr oder minder geordnet und
00:12:55: spannend und gut ist. Das ist ein Teil, also Sammlung Sommer war sowas, Sammlung Kreuz war
00:13:01: sowas und so weiter. Tobias: Und vor allem oft der Vorteil ist ja, dass das dann, also diese Sammlung ja
00:13:07: wirklich das komplett umgreift, weil wenn wir zu vereinzelt die Sachen kriegen, ist das natürlich für
00:13:13: uns, ich meine es ist natürilch auch OK, aber von Vorteil ist es natürlich immer, wenn man ein gesammeltes
00:13:17: Konvolut von dem haben. Lukas: Ja natürlich [Tobias räuspert sich] aber die Kriterien nach dem ein privater Sammler seine
00:13:25: Sammlung ordnet oder erschließt oder auch nicht erschließt, sind ja nicht unbedingt deckungsgleich
00:13:31: mit dem, was wir machen. Aber grundsätzlich ist natürlich ein Konvolut aus 10.000 Postkarten
00:13:36: interessanter als 10 Einzelpostkarten, das ist ganz klar. Aber das ist sicher eine der Hauptquellen
00:13:43: und dann natürlich Wohnungsräumungen sind etwas, was wir auch sehr gerne machen, aber natürlich auch
00:13:49: gezielt am Markt kaufen, also Auktionshäuser oder ähnliches und was auch sehr hilfreich ist, dass
00:13:58: wir so mehrere, also ich sage Sympathisanten haben, die für uns die Flohmärkte abwandern und [Tobias räuspert sich]
00:14:08: Zeug kaufen, um es uns dann zu schenken, beziehungsweise wenn es andere Sachen sind,
00:14:14: oder auch uns halt einfach weitergeben. Das ist eine wichtige Quelle, weil keiner von uns die Zeit
00:14:20: hat, jeden Flohmarkt abzugehen jede Woche, das geht nicht. Und so kommt doch, denke ich, in Summe
00:14:28: eine ganz gute Dichte an Materialien herein, die abseits der klassischen Archivfunktion stehen
00:14:34: und auch geliebt und gelebt und gepflegt werden. Ist sicher auch das Salz in der archivischen
00:14:42: Suppe, weil also jetzt bei aller Verehrung für Bauakten aber so wahnsinnig spannend ist
00:14:48: das Zeug dann auf Dauer auch nicht, aber Fotos oder ähnliche Dokumente sind natürlich
00:14:54: viel ansprechender. Man sieht ja, in "Innsbruck erinnert", dass wir da ja nicht allein stehen,
00:15:00: sondern dass ganz unglaublich viele Leute auch ihren Spaß daran haben und das ist ja sehr schön.
00:15:07: Tobias: Ja. Jetzt haben wir natürlich recht viel gehabt, was wir sammeln, gehen wir vielleicht mal auf die
00:15:14: nur kurz auf die, weil das ist relativ schnell beantwortbar und ich nehme jetzt da mal wieder die Rolle des
00:15:19: Umwissenden ein, was mir ja relativ leicht fällt. [lacht] Aber das ist natürlich auch etwas, was mir dann
00:15:27: auch aufällt, gerade bei der "Langen Nacht" nachher dann kommen wir darauf zu sprechen, wie
00:15:31: werden bei uns überhaupt oder wer überhaupt die Sachen anschauen darf und wie, wobei wer ist
00:15:38: eigentlich relativ leicht geklärt, weil es darf an und für sich jeder... Lukar: Jeder, wenn nicht der
00:15:44: Datenschutz dagegen spricht. Tobias: Genau. Lukas: Also der Schutz der persönlichen Daten, also man denkt
00:15:49: an Gesundheitsakten zum Beispiel. Tobias: Personalakten. Lukas: Personalakten und so Sachen, die sind natürlich tabu,
00:15:56: das ist gesetzlich genau geregelt, ansonsten steht jedem jedes Objekt zur Verfügung und jeder kann
00:16:05: alles sehen. Es ist natürlich zum Teil in der Datenbank erschlossen oder in mehreren Datenbanken
00:16:10: erschlossen, aber es ist auch, man kriegt auch jedes Objekt eine mittelalterlichen Urkunde
00:16:17: oder so, auch vorgelegt, wenn es ist. Es ist halt nicht immer alles gleich zur Hand, weil in der
00:16:23: Badgasse und Feldstraße sind weit auseinander, die zwei Lager, aber grundsätzlich steht alles
00:16:29: zur Einsicht zur Verfügung und das denke ich ist auch ganz wichtig. Tobias: Man kann auch selber recherchieren
00:16:35: von unten. Tobias: Das ist für uns ja auch von Vorteil. Lukas: Man kann auch selber recherchieren unter Anleitung. Das ist sehr hilfreich. Nein, also ich glaube,
00:16:42: man versucht möglichst wenig... Tobias: Barrieren. Lukas: Barrieren in den Weg zu legen, ganz im Gegenteil. Sicher sind
00:16:50: wir noch im Bereich der Onlinestellung der Daten im Verzug, aber das ist schlicht und
00:16:57: ergreifend aus Ressourcenmangel nicht anders machbar, aber eines Tages wird das auch gehen.
00:17:03: Und so muss man halt vor Ort recherchieren, aber ich denke, die Zugänglichkeit und auch die
00:17:09: Tiefe, was bei manchen Objekten schon an Beschreibung da ist, ist schon ganz beachtlich. Natürlich
00:17:17: ist es immer eine Abwägung, wie viele Personalressourcen haben wir und wie viele Objekte haben wir. Also
00:17:24: das ist sicher ein sehr schwieriger Spagat. Und dann sollte möglichst noch jeder Stadtteil abgedeckt
00:17:32: sein. Es sollte jede... ich weiß nicht, jedes Haupthobby der Innsbrucker vom Skifahren über Skitouren, über Paragleiten,
00:17:39: über Musik. Tobias: Nationalsport, Fußball. Lukas: Fußball [lachend] Ja, hat es auch mal gegeben. Also es sollte dann auch noch abgedeckt
00:17:47: sein und allein wenn man denkt, wie viele Fußballvereine es gibt und gab, wer allein das
00:17:53: schon wieder fast für einen [Tobias räuspert sicht] Menschen ein Bereich. Also da muss man einfach schauen,
00:18:00: was geht und was geht nicht. Beziehungsweise welche Interessen haben Menschen von vorn
00:18:05: herein und sind, ich weiß nicht, bei der Feuerwehr, bei der Musik oder sonst wo. Das ist natürlich dann schon
00:18:11: sehr, sehr hilfreich und trotzdem bleiben es immer nur einzelne Mosaiksteinchen eines
00:18:16: gesamten Bildes. Tobias: Ja. Ja, weil was wir, mir eben auch aufgefallen ist, vor allem, wirklich ganz stark bei
00:18:24: der "Langen Nacht" ist, wo ja dann die Menschen schon durch die Stadt ziehen mit ihrem Ticket,
00:18:28: wo sie überall rein kommen und bei uns, wir haben ja auch offen, logischerweise bei der "Langen
00:18:33: Nacht". Und wie dann die Leute da eigentlich erstaunt sind, was wir alles haben und da ist
00:18:38: irgendwie wie so eine Hemmschwelle, die Tür ins Archiv und weil wir sind natürlich ein
00:18:42: bisschen versteckt in der Badgasse, aber gerade bei der "Langen Nacht" kommen dann doch viele
00:18:46: recherchieren, dann informieren sich die, was wir alles haben. Sie schaffen es doch zwar
00:18:50: meistens nicht ein zweites Mal ins Archiv [lacht], aber es ist trotzdem interessant finde ich. Wir
00:18:56: dann doch irgendwo so, aha, so dieser AHA-Effekt dann durchkommt. Lukas: Ja, aber wenn du, wenn du dir
00:19:01: überlegst, die, wie werden Archive oder Archivare in diesen unsäglichen Hollywood-Filmen... Tobias: Ja.
00:19:09: ...dargestellt, das sind immer verschrobene alte Männer mit einem langen Bart und die in
00:19:18: irgendeiner Fantasiewelt leben und... Tobias: Alles verstaubt. Alles liegt... Lukas: Alles verstaubt. Tobias: Und [unverstädnlicht] überall.
00:19:25: Kein System, also... Lukas: Diese dummen Klischees, die halt vor allem von Hollywood transportiert
00:19:33: werden, die sind auch Mangels gegen Darstellungen, genau, wie soll ich sagen, Imagebildend.
00:19:41: Und nachdem nicht jeder ein ausgeprägtes historisches Interesse oder was hat, glaubt man halt diesen
00:19:49: Darstellungen und ist dann ganz überrascht, wenn es dann doch ein bisschen anders in der
00:19:53: Realität ausschaut. Das darf man sich eigentlich überhaupt nicht wundern. Es ist schade, dass
00:20:02: es einem, dass die Leute nicht öfter so mehr ihrer eigenen Vergangenheit oder den Spuren
00:20:08: der Familie nachgehen oder des Wohnhauses, wo sie wohnen. Aber grundsätzlich ist es
00:20:15: schon interessant, dass das Image ein staubiges ist und wie ich angefangen habe im Stadtarchiv
00:20:23: war ich Ende 20. [lacht]
00:20:25: Tobias: Jetzt bist du Ende 30. [lachen] Lukas: Jetzt bin ich alt, grau und glatzert [Dialekt für eine Glatze haben].
00:20:31: Ja, aber das ist schon beklemmend. Aber dieses Image ist sicher aus Film und Fernsehen.
00:20:40: Tobias: Das ist es ganz stark.
00:20:42: Ah. Vielleicht sollte man noch sagen, dass bei uns natürlich keine, also dass normalerweise keine Kosten anfallen für einen
00:20:49: Archivbesuch. Anders jetzt vielleicht wenn, für Drucken und wo haben wir Preise? Bildrechte, wenn für Publikationen,
00:20:58: für kommerzielle Zwecke so etwas, aber das sollte vielleicht auch noch einmal klar oder
00:21:02: stark gesagt werden, dass es eigentlich eine gratis Dienstleistung von der Stadt ist.
00:21:06: Lukas: Das ist eine Dienstleistung der Verwaltung an den Steuerzahler. Es kostet nichts außer
00:21:11: Zeit und außer man macht irgendeine kommerzielle Nutzung von einem Foto auf einem Kaffeehäfer.
00:21:20: Tobias: Lukas, das kann ich jetzt dich eigentlich gut fragen, nachdem du seit über 20 Jahren... Nein,
00:21:27: Leitung hast du seit... Lukas: 25. Tobias: 25 schon?
00:21:29: Lukas: Bin im 25. Jahr.
00:21:31: Tobias: Ja, weil ich denke mir es, [lacht] die Veränderung von der Institution Archiv muss ja doch auch,
00:21:39: vielleicht nicht ständig, aber doch, markant gewechselt haben, zu jetzt, weil ich mein,
00:21:45: das kann ich... bin hier seit, ja seit zwei Jahren im Dienst oder was.
00:21:49: Lukas: Verwaltung hat sich als solches ganz generell unendlich verändert. Ich mein 25 Jahre sind
00:21:57: natürlich schon ein langer Zeitraum und ich kann mich noch erinnern, dass alle diese
00:22:05: Verwaltungsprozesse, die heute als E-Mail in Sekunden schnelle hin und her gehen, früher
00:22:11: ja alles in handgeschriebenen Listen geführt wurde, also Urlaubs-Listen, Budget-Listen,
00:22:19: Ausgaben-Listen. Da hat es einen Durchschlag gegeben und dieses Durchschlagpapier ist eins
00:22:24: vor Ort geblieben, das Original ist vom Amtsboten hinaufgetragen worden. Dann hat der Chef
00:22:31: und der nächste Chef ein Hakel [Dialekt für Häkchen] drauf gemacht und dann ist es irgendwann genehmigt
00:22:36: worden, wieder zurückgekommen. Das sind Prozesse gewesen, die man sich heute überhaupt nicht
00:22:40: mehr vorstellen kann, wie langsam und beschaulich das zugegangen ist, also in der gesamten
00:22:48: Verwaltung. Natürlich gilt es auch für Anfragen, da ist ein Brief gekommen und den hat man
00:22:53: dann gelesen und dann hat man mal darüber nachgedacht und dann hat man drei Tage später
00:22:58: mal sich die Sachen zusammengesucht und dann hat man geantwortet und war beachtlich schnell,
00:23:04: wenn man nach einer Woche ein Brief zurückschrieben hat. Heute kann es passieren, dass man auch
00:23:09: drei, vier Stunden bei einer Anfrage schon ein zweites Mail kriegt, warum man noch nicht
00:23:14: geantwortet hat, was ich auch immer wieder als beachtlich unhöflich empfinde. Nicht
00:23:21: nur Verwaltung hat sich, also nicht nur in der Technologie und in der Umschlagsgeschwindigkeit
00:23:28: geändert, es haben sich sicher auch die Umgangsformen damit sehr deutlich verändert. Tobias: Wie
00:23:34: meinst die Umgangsformen? Lukas: Naja es gibt, also keinen "Sehr geehrten Herrn Senatsrat"
00:23:39: mehr oder es gibt keine Verabschiedungsfloskeln mehr, sondern es heißt dann "LG" und "BG", was ich
00:23:45: was mir unendlich auf die Nerven geht. Tobias: Was "BG"? Bbbb... Ah Beste Grüße. Ja. Lukas: Ich finde es auch einen
00:23:53: wirklichen Ausdruck der Nicht-Wertschätzung, dass man sich nicht die Zeit nimmt, einen
00:23:57: Groß auszuformulieren, aber ja das ist halt so und wenn es nur ein Textbaustein ist, aber
00:24:04: bitte. Dadurch sind natürlich auch Schwellen abgebaut worden und ich begrüße diese grundsätzlich
00:24:09: in aller Form natürlich, dass es légèrer [franz. lockerer] und unkomplizierter geworden ist, aber es ist
00:24:15: wirklich kein Stein auf dem anderen geblieben in diesen 25 Jahren. Für das Archiv selber,
00:24:22: abgesehen jetzt von Themen wie der elektronische Akt, der ein ganz großes und ganz schwieriges
00:24:32: Kapitel ist, hat sich auch der Sammel-Schwerpunkt sicher verlagert. Früher wurden einzelne
00:24:40: Dokumente oder Gemälde gekauft, die sozusagen repräsentativ
00:24:45: und opulent waren und teuer waren. Und in den letzten Jahrzehnten haben wir sehr viel Alltagsgut
00:24:55: versucht zu sammeln. Das ist keine Wertung und das ist nicht besser oder schlechter,
00:25:00: es ist halt anders. Es wird ja auch ein Leben bald einmal nach mir geben und dann wird jemand da sein,
00:25:09: der wieder andere Schwerpunkte legt. Das ist auch, denke ich, gar nicht schlecht so, dass es dann sozusagen einen
00:25:16: guten Durchschnitt gibt. Wie ich angefangen habe, waren wir zu dritt. Tobias: Zu dritt? Lukas: Zu dritt. Die Frau Justitsch,
00:25:24: der Herr Dr. Wuritschka und ich. War jetzt auch kein leichter Einstieg, muss ich auch sagen. Tobias: Aber war... Vor dir
00:25:34: war ja der Franz-Heinz Hye ja? Lukas: Ja. Tobias: Ist der.. Also du bist aber schon unter... also wie er war, warst du schon, oder bist du? Aha. Lukas: Das war halbes Jahr
00:25:43: Interregnum [lat. Zwischenherrschaft] [Tobias im Hintergrund: Aha] und dann bin ich als damals 28-jähriges Bürschel gekommen und natürlich...
00:25:49: Tobias: Ein Oberösterreichern noch dazu? Lukas: Noch dazu Ausländer. Tobias: Wer es noch nicht rausgehört hat! Lukas: Ich habe auch niemanden im
00:25:55: Rathaus gekannt, der was auch die Mechanismen, auch so Dinge, was ist ein Dienstweg, was ist ein Referat,
00:26:02: was ist ein Amt, was ist ein Abteilung. Ich habe ja keine Ahnung gehabt. Und die zwei Mitarbeiter haben
00:26:12: natürlich auch am Anfang sich schwer getan von einem jungen Buben, sich was sagen zu lassen. Und
00:26:17: wenn du jemanden sagst, das macht man nicht mehr so, sondern anders, dann heißt es ja indirekt auch,
00:26:24: du hast es jetzt 20, 25 Jahre verkehrt gemacht, was es ja nicht ist. Aber trotzdem wird es natürlich
00:26:31: so empfunden. Aber ich denke, wir haben uns respektvoll irgendwie... Tobias: Entgegengekommen. Lukas: Entgegengekommen. Es war sicher für
00:26:41: alle Seiten nicht einfach. Es hat eben auch große Vor- und große Nachteile weit weg vom
00:26:47: Rathaus zu sitzen. Aber es ist sicher, also anfangs war es vielleicht auch gut, dass ich nicht gewusst habe, was
00:26:55: auf mich zukommt. Tobias: Denkst du, du hättest dich anders entschieden? Oder... Es ist jetzt...
00:27:00: Lukas: Schwer zum sagen was anderes... Mich wundert heute noch das enorme Vertrauen, was der damalige
00:27:08: Bürgermeister van Staa in mich gesetzt hat, weil er gesagt hat, du machst das schon. Und ja,
00:27:14: das war schon beachtlich. Und ich weiß nicht [lacht], kann nicht beurteilen, ob das was er sich
00:27:23: erwartet hat [beide lachen] eingetreten ist oder nicht. Das kann ich nicht... das müsste er sagen. Aber es waren
00:27:30: schon die ersten Jahre schwierig. Dann war... die Raumverhältnisse waren recht desolat. Es war also Schimmelbefall
00:27:38: im Keller, sehr umfangreich. Es war technisch alles Stand 1969 mit ein bisschen Adaptierungen in
00:27:50: den 80er-Jahren. Also da war es schon grundlegendes zu machen. Und zu dritt ist das natürlich auch
00:27:57: nicht ganz einfach. Und das ist schon ein langjähriger Aufbauprozess gewesen. Oder ist es immer
00:28:06: noch eine größere personelle Ausstattung zu kriegen, finanzielle Ausstattung, technische
00:28:12: Ausstattung. Tobias: Kostet nämlich alles Geld natürlich. Lukas: Kostet alles Geld. Ist alles auch nicht ein oder die meisten
00:28:18: Sachen sind ja nicht einmalige Ausgaben, sondern dauernde. Und die steigen auch natütlich, und dann bleibt natürlich unter dem
00:28:25: Strich auch immer die Frage, für was braucht man das. Das Thema taucht alle paar Jahre einmal auf.
00:28:31: Wir brauchen das nicht so groß, aber das ist alles ein Blödsinn. Tobias: Braucht es das wirklich? Geht nicht weniger auch? Lukas: Genau,
00:28:37: der Akt. Das ist ja eh abgeschlossen. Das Haus steht ja jetzt. Wieso braucht man den Bauakt noch? Das sind
00:28:44: alles Fragen, die man sich immer wieder einmal stellen muss. Durch das Tiroler Archivgesetz ist
00:28:52: es einmal zumindest verankert, dass es einen Archiv geben muss. Und trotzdem ist es immer wieder natürlich
00:28:57: eine Herausforderung, dass man sagt, man braucht halt Geld, um weitersammeln und arbeiten zu können.
00:29:05: Momentan ist es einmal auch von politischer Seite sehr gut abgesichert und steht eigentlich außer
00:29:12: Frage, aber es können wieder andere Zeiten kommen und dann muss man sich wieder unter
00:29:17: Daseinsberechtigung stellen und ja, ich denke, es wird schon gehen, aber es ist schon eine laufende
00:29:24: Herausforderung. Tobias: Und was man jetzt noch während der Eingefallen ist, was ich jetzt gerade erst
00:29:30: vor kurzem wieder mal gefragt worden bin, ist auch schon mal durch ein Archivgast bei der Recherche
00:29:35: passiert. Der hat mich dann auch gefragt, ob es eigentlich die Möglichkeit gibt bei uns. Bei dem war es der
00:29:40: Fall, dass er sich nach Gemälden erkundet hat von verschiedenen, ich glaube, es waren immer
00:29:47: Innsbrucker. Und hat dann gefragt, ob es auch die Möglichkeit gibt, die quasi wieder käuflich zu
00:29:51: erwerben. Da habe ich mir gedacht, okay, nein, das sollte man vielleicht noch mal sagen. Ich bin nämlich
00:29:56: auch privat nochmal gefragt worden, wie ich eine Erführung da in der Feldstrasse gemacht habe,
00:29:59: ob wir da auch wieder was hergegeben. Sag ich nein, eigentlich nicht. Also, außer es kommt an eine Dienststelle wieder zurück,
00:30:06: aber das ist ja dann mehr eine Ausleihe als wie eine Rückgabe. Lukas: Ja, bei den Kunstbeständen und bei
00:30:12: den Aktenbeständen und bei allen anderen ist ganz klar, dass nur digitale Kopien hinaus gehen.
00:30:20: Verkauft wird sowieso kategorisch nichts. Es gibt zwar in einer Unterländerbezirkshauptstadt...
00:30:26: Tobias lachend: Sollen wir das Thema anschneiden? Lukas: Eh ja. Mit einer Festung oben auf, die verkaufen Kunstbestände und Kunst zu kaufen. Das ist aus meiner
00:30:40: persönlichen Sicht so ziemlich das aktionistischste und kurzsichtigste, was man machen kann. Und ich
00:30:48: hoffe, sie ruinieren nicht zu viel von einer systematischen Sammlung, die es dort gibt. Aber
00:30:55: das ist bei uns sogar mit per Gemeinderatsbeschluss beschlossen worden, dass nichts hinausgehen
00:31:01: darf. Von den Aktenbeständen braucht man überhaupt nicht reden, aber auch von den Kunstwerken nicht.
00:31:07: Tobias: Außer natürlich für andere Ausstellungen. Es gibt ja schon die Möglichkeit, dass man Sachen
00:31:11: für eine Ausstellen. Wir haben jetzt gerade... Lukas: Ja, der Verkehr ist natürlich möglich. Das ist ja auch ...
00:31:16: Tobias: Geschäftspraxis. Lukas: Auch gewünscht. Wir wollen ja auch unsere Objekte herzeigen, wenn sie woanders
00:31:24: passen. Wir haben jetzt zum Beispiel in der Ausstellung vom Landesmuseum über die Restauratoren,
00:31:31: über die Arbeiterrestauratoren haben wir ja auch einige Objekte verliehen. Wir haben ...
00:31:37: Tobias: Eh vom Klammer, den Ski-Anzug oder? Lukas: Ja, und auch ander Sachen. Tobias: Ja, ja. Eh auch ganz
00:31:43: berühmt, war ja auch das Beispiel wo... zum Maximilian-Jahr glaub ich war das oder? Wo in New York im MoMA,
00:31:51: oder war das? Lukas: Nachdem ja auch das Museum im Goldenen Dachl seit einigen Jahren bei uns
00:31:57: dazu gehört, sind ja auch die Objekte des Goldenen Dachls und von dort die Reliefs,
00:32:01: die Original Reliefs vom Goldenen Dachl hochbegehrte Leihobjekte, die waren also in New York.
00:32:08: Und jetzt sind sie, sind einzelne Speyer, dann waren sie im Belvedere. Da haben wir aber jetzt einen
00:32:15: politischen Beschluss beigeführt, dass nur noch bestimmte Reliefs leifähig sind und die anderen
00:32:22: nicht mehr. Tobias: Wer entscheidet das... Also bleibt die Entscheidung dann, ob die verliehen werden
00:32:27: bei dir, oder ist das politisch quasi auch im, sei es Gemeinden, wie oder Stadtsenat,
00:32:35: oder so entschlossen? Lukas: Grundsätzlich ist die Leifähigkeit eines Objekts bei normalen,
00:32:42: sage ich mal unter Anführungzeichen bei normalen Objekten liegt sie bei mir und ich entscheide,
00:32:46: ob das Objekt für uns einmal die grundsätzliche, wie soll ich sagen, ob wir sie grundsätzlich
00:32:56: ein Objekt herleihen wollen. Dann gibt es den Aspekt der restauratorischen und konservatorischen
00:33:03: Erhaltung, ich meine, das ist jetzt bei einem Foto beispielsweise, ein geringeres Problem,
00:33:09: als bei den Reliefs vom Goldenen Dachl. Da entscheidet dann auch das Denkmalamt mit, wobei ein Objekt
00:33:15: vor allem ins Ausland verbracht werden darf, da braucht es Ausfuhrgehennigungen und so weiter.
00:33:20: Das ist dann schon relativ kompliziert. Ist vor allem bei Kunstwerken ein Thema, ansonsten entscheide ich
00:33:28: das und halte mit dem politischen Ressort zuständigen oft Rücksprache, ob das im Sinne der Stadt
00:33:37: ist oder nicht, aber das sind eigentlich meistens relativ klare Entscheidungen, die recht schnell
00:33:43: zu klären sind. Also, sehe da eigentlich wenig Grund, Objekte zurückzuhalten, außer sie sind
00:33:51: gefährdet. Tobias: Wegen, durch Transport [unverständlich]. Das ist ja klar. Lukas: Aber ansonsten freuen wir uns natürlich,
00:33:59: wir haben pro Jahr zwischen 10 und 30 Leihanfragen so in etwa. Also jetzt spontan fällt mir ein
00:34:06: Speyer. Ich glaube, Kitzbühel hat was. Tobias: Genau, da ist die Feuerwehr [unverständlich] Lukas: Bozen, Trient,
00:34:12: sind jetzt laufend im Landesmuseum. Tobias: Vor allem beim Landesmuseum oft mehrere stehen,
00:34:18: nicht nur im Landesmuseum selber, sondern im Volkskunst. Lukas: Ja, also das sind schon, und das ist auch,
00:34:25: Schloss Ambras ist auch eigentlich Dauerleihnehmer immer wieder, für Sonder-Ausstellungen.
00:34:30: Ich finde es auch sehr wichtig, dass mein freundschaftlichen und kollegialen Austausch pflegt.
00:34:36: Das ist sicher was, was sich in den letzten Jahren sehr, sehr stark verbessert hat, was mich sehr
00:34:42: freut, dass man sowohl mit dem Landesmuseum, dem Landesarchiv und den lokalen Museen,
00:34:49: beziehungsweise den Archiven in ganz Österreich eigentlich fast durchgehend einen sehr freundschaftlichen
00:34:56: und kollegialen Kontakt haben. Also kann schon auch mal sein, dass Christoph Heydacher und ich beim
00:35:04: Bier beieinander sitzen, auf Nacht. Tobias: [holt erschreckt Luft] Um Gottes Willen! Lukas: Ja, bei einem. [Tobias lacht] Lukas: Und man Dinge besprechen kann und
00:35:13: austauschen kann. Man sieht es jetzt an unserer Residenzausstellung. Das sind eigentlich sehr,
00:35:19: sehr wertvolle Highlights aus allen Sammlungen da. Wir haben das "Cranachbild" von Mariahilf
00:35:28: gehabt, also letztes Jahr, einen Monat lang. Also das sind schon Objekte, die sehr wertvoll sind,
00:35:35: und da muss schon ein Vertrauen über das technische hinaus da sein, dass man solche Dinge bekommt.
00:35:42: Das freut mich und es ist auch schön zu sehen, dass man sich austauscht und auch Objekte, die
00:35:50: wir tauschen eben mit dem Landesmuseum, wenn wir Plakate beispielsweise mehrfach haben, dann kriegt
00:35:56: immer eine Kopie das Landesmuseum und auch umgekehrt, genauso bei Fachliteratur. Das ist ein
00:36:03: ganz freundschaftlicher, ungezwunger Austausch, den ich sehr schätze und auch fachlich, wenn man
00:36:10: sich wo nicht auskennt oder sicher ist, dass man sich da besprechen kann. Tobias: Ja, es ist auch immer
00:36:15: von Vorteil. Lukas: War aber nicht immer so. Tobias: Ja. Denke ich mir. Aber ich muss das auch sagen, dass ist acuh etwas, das ich sehr schätze,
00:36:22: dass ich mich immer an wen eigentlich auch wenden kann oder auch weiter leiten kann,
00:36:26: weil es ist nicht selbstverständlich an und für sich. Gerade wenn ich an frühere Diensverhältnisse
00:36:32: in andere Bereiche denke und so. Da wird das ja auch immer als Last empfunden. Lukas: Ja, und auch
00:36:37: ich mein jetzt die Residenzaustellung ist die Gertraud Zeindl, die früher bei uns war, jezt im
00:36:41: Landesarchiv ist seit vielen Jahren. Tobias: Die dann eh auch in einer Folge gekommen wird. Lukas: Die auch eine Folge...
00:36:45: Tobias: [lachend] Die ich verpflichtet hab sozusagen. Lukas: Vorurteilt wurde zu einem Beitrag. Hat jetzt die Ausstellung
00:36:51: gemacht, die nächste Ausstellung über den Brennbau ist Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum, also das
00:36:58: finde ich sehr schön und sehr wichtig und nicht selbstverständlich und ja, das ist eigentlich
00:37:05: ja sehr schön. Tobias: Und so soll es eigentlich sein, diese Synergien nutzen, um dann was gescheites auf
00:37:11: die Beine zu stellen. Lukas: Was auch noch ein ganz wichtiger Punkt ist, sind unsere Publikationen.
00:37:18: Tobias: Oh ja, stimmt, die haben wir auch noch nicht erwähnt. Lukas: Gibt eine, seit den 50er Jahren, gab es eine
00:37:26: Publikationsreihe, die so 40 Seiten Hefte waren ursprünglich und dann in der Zeit von
00:37:33: der Monika Fritz begonnen, glaube ich, aber vor allem unter Franz-Heinz Hye ausgebaut, eine
00:37:43: Publikationsreihe, die jetzt fast 80 Bände umfasst. Das ist schon für ein kleines Archiv schon eine
00:37:52: ganz anständige Reihe geworden. Die Themen zur Stadtgeschichte Innsbrucks und seiner Umgebung
00:38:00: behandelt ganz unterschiedlich vom Flugwesen, über die Tiroler-Arbeiterbäckerei, jetzt erscheint
00:38:10: ein Band über die Kanalisation. Das hat vor zwei Jahren einen Band über die Stadtpläne, über
00:38:16: die Historischen gegeben. Jetzt hat es einen Band über die Stadtansichten in Kupfer und Stahlstichen
00:38:23: gegeben, war auch über Sozialvereine des 20. Jahrhunderts. Tobia: Ich habe gehört, da haben wir noch
00:38:30: drei so ganz interessante Bände über das Alltagsleben, das Innsbrucker Alltagsleben durch die Jahre.
00:38:35: [Tobias räuspert sich] Erinner mich nochmal Lukas Moscher, wer der Autor war. [lacht] Ich glaube, der heißt auch Lukas Moscher,
00:38:44: ist der mit dir eventuell verwandt? Lukas: Kann ich mir nicht vorstellen. Tobias: Nein, ich glaub auch nicht. Lukas: Diese Bände, die Alltagslebenbände
00:38:51: haben mir wahnsinnigen Spaß gemacht zu machen. Sie sind auch ganz nett unter die Leute gekommen,
00:38:58: das freut mich. Also auch wenn man nicht ausgeprägt Eitel ist freut es einen immer, wenn man irgendwo
00:39:05: in einem Regal, wenn man wo zu Besuch ist, ein eigenes Buch stehen sieht, dann haben Leute entweder
00:39:12: das Buch geschenkt bekommen oder eigenes Geld dafür ausgegeben. Das freut einen. Mache ja auch für eine
00:39:20: Buchhandlung seit ein paar Jahren, so einen historischen Kalender. Und den sieht man dann relativ
00:39:26: häufig irgendwo hängen. Das macht dann schon Freude und Spaß. Aber die Publikationsreihe als
00:39:33: solches ist eine wichtige Form, wobei ich leider feststellen muss, dass die Verkaufszahlen
00:39:41: beängstigend geringer werden, weil die Leute mehr im Internet unterwegs sind als Bücher zu lesen.
00:39:48: Bücher kosten Geld, Internet angeblich nicht. Tobias: Strom halt zumindest oder den Handyvertrag. Lukas: Wir machen
00:39:56: uns ja mit "Innsbrucker erinnert" selber eine zeitgemäße Konkurrenz. Tobias: [lachend] Und mit diesem Format auch quasi was wir aufnehmen
00:40:01: Lukas: Un mit diesem Format, das ja immerhin also schon fast Hollywood-Dimensionen erreicht. [Tobias lacht] Lukas: Mir sind
00:40:08: schriftliche Publikationen sehr wichtig, wobei es mir schon sehr zu denken gibt, dass die Verkaufszahlen
00:40:18: schon sehr sehr sinken. Und man wird das in den nächsten Jahren sicher kritisch hinterfragen
00:40:23: müssen, wenn das so weitergeht. Wie lange kann man [lacht] dem Steuerzahler noch zumuten, das zu zahlen,
00:40:31: beziehungsweise auf der anderen Seite. Es ist ja auch zunehmend schwierig, einem Autor oder einer
00:40:36: Autorin zu sagen, du hast so eine tolle Diplomarbeit zu einem Thema geschrieben, mach doch ein Buch
00:40:42: draus, wenn dann sehr wenige Stück verkauft werden, kann man eigentlich am jungen Menschen
00:40:49: kann immer zumuten, ein Jahr Zeit zu investieren, wenn dann 100 Stück oder 200 Stück verkauft werden.
00:40:55: Das muss man im Auge behalten, wird sicher eine schwierige Entscheidung der nächsten Jahre sein.
00:41:01: Wir versuchen jetzt mit Werbung neue Schichten zu erreichen, aber ich bin mir nicht sicher,
00:41:08: ob es in einigen Jahren die Reihe in der Form noch geben wird können. Tobias: Die Zukunft scheint immer
00:41:15: digitaler und immer weniger analog zu werden. Sei es von den Aktenbeständen, von den Publikationen,
00:41:20: weil ich denke ja auch auf die Uni, ich glaube die Uni Wien macht es ja mittlerweile
00:41:24: ganz ganz verstärkt, dass sie ja auch nur mehr oder viele Sachen, glaube ich, nur mehr online
00:41:28: publizieren. Also wirklich nur als PDFs online quasi, [unverständlich], was meiner Meinung
00:41:34: nach im mehr Nachteile eigentlich mit sich bringt, als wie Vorteile, aber ich mein, das ist für uns
00:41:39: auch irgendwo... Lukas: Ja man muss sich einfach die Frage stellen, ist ein Buch zur Lokalgeschichte noch zeitgemäß?
00:41:47: Also keine Ahnung, ein Buch über die Geschichte der Innsbrucker Innbrücken, ist das noch zeitgemäß,
00:41:58: ein Buch darüber zu schreiben, oder sind das fünf "Innsbruck erinnert" Beiträge oder ein PDF,
00:42:06: das man online stellt und hofft, dass es irgendwer liest. Das ist ja kein Phänomen, das bei uns liegt,
00:42:13: sondern das ist ja überall zu sehen. Viele kleinere Stadtarchive haben überhaupt die
00:42:19: Publikationsreihen schon vor Jahren eingestellt. Das haben eigentlich nur noch die Archive in
00:42:26: Landeshauptstädten, Publikationsreihen und da sind wir sicher in Österreich mit Abstand die
00:42:32: Eifrigsten, was die Herausgabe von Bänden angeht. Das ist sehr schön, aber eben wie gesagt,
00:42:38: das ist schon ein Punkt, den man ganz genau beobachten wird müssen, wie lange man diese Form
00:42:45: der Publikation noch fortführen kann. Außer es kommt zu einem Wechsel und die Leute kaufen wieder
00:42:53: mehr Bücher. Das weiß ich nicht, aber wir könnten ja auch eine kleine Anregung sein. Tobias: Das heißt,
00:42:58: was geben wir unsere Hörerinnen und Hörer auf... Lukas: Beiden. Tobias: Beiden ja. Beiden für die Zukunft mit oder was sie
00:43:05: davon von unserer Folge jetzt, für diese ersten Folge mitnehmen. Erstens vielleicht, dass sie gerne jederzeit
00:43:11: bei uns vorbeikommen dürfen. Lukas: Das ist sicher der wichtigste Punkt, also wer sich für uns, für
00:43:16: Geschichte, für Häuser, für Menschen, für Vereine oder so was... Tobias: Und sei es nur historische
00:43:21: Ansichten. Lukas: Oder fesche [Dialekt für schön] Fotos alte, interessiert, soll einfach einmal vorbeischauen. Wir
00:43:27: beißen nicht, ganz im Gegenteil, wir freuen uns, wenn ihr kommt. Wir stehen offen, wir kosten keinen
00:43:32: Eintritt, helfen gerne bei Recherche mit. Das ist überhaupt kein Thema. Wir haben auch alle
00:43:38: erforderlichen technischen Geräte zum Scannen und so weiter, die gratis zur Verfügung stehen.
00:43:43: Ist der eine Teil. Der zweite Teil ist, wir haben eine langsam, aber doch wachsende digitale
00:43:51: Plattform auf unserer städtischen Homepage. Wir haben alle Adressbücher der Stadt online stehen.
00:43:57: Wir haben verschiedene andere Dokumente, die wir sukzessive erweitern online,
00:44:03: beispielsweise 9000 Plakate, digital online, nur so als kleine Ding. Dann haben wir natürlich
00:44:11: mit "Innsbruck erinnert", wer es nicht kennt, unbedingt anschauen, eine wirklich täglich
00:44:16: wachsende Plattform, die unglaublich viel aufgerufen wird. Also muss sie schon dem Zeitgeist auch
00:44:24: entsprechen und auch ganz nett sein, nehm ich an. [Tobias lacht] Tobias: Vielleicht auch nicht immer ganz unkontrovers.
00:44:31: Nein aber, unkontrovers ist vielleicht ein bisschen zu nahe zu stark... Lukas: Aber die Diskussion ist ja nichts,
00:44:36: ist ja nichts schlechtes. Das ganz im Gegenteil. Also es darf ja, so langs nicht auf parteipolitische
00:44:42: oder solche Themen geht, aber das tut es eh nicht. Aber die Kommentare sind großteils von
00:44:49: beachtlicher Fachqualität und manchmal sind es einfach nur fesche Bilder oder lustige Geschichten.
00:44:56: Also das finde ich, ist natürlich auch ein Zeitphänomen. Also wie lange diese Plattform in
00:45:03: der Form dem Zeitgeist entspricht, weiß ich nicht. Aber das wird auch auch ein Ablaufdatum haben,
00:45:09: eines Tages haben. Tobias: Schauen wir. Lukas: Allerdings momentan ist es offenbar eine Form, die sehr gut angenommen wird.
00:45:18: Die Zugriffszahlen steigen immer noch und sind exorbitant hoch. Und natürlich ist es viel
00:45:25: Arbeit und bindet auch Personal und verhindert auch die Arbeit an anderen Orten. Das ist ganz klar.
00:45:33: Aber ich denke, es ist momentan so wichtig auch in schwierigen Zeiten ein bisschen Abwechslung
00:45:43: zu bieten oder virtuelle Spaziergänge zu bieten, dass ich da ganz streng dahinter bin, dass wir
00:45:50: da jeden Tag vier neue Fotos einstellen. Und es ist mir auch schon passiert, dass ich um 23 Uhr
00:45:58: drauf komme, dass ich für einen Beitrag dran bin und noch nichts habe. Und dann ist man froh,
00:46:03: wenn es vor Mitternachtung klappt. [Tobias lacht] Aber mir ist klar, dass es für die Mitarbeiter eine Belastung ist,
00:46:10: aber ich erachte es für sehr, sehr wichtig und soll ja auch dem Steuerzahler ein bisschen
00:46:15: Vergnügen bereiten. Ansonsten ja, vielleicht ist es auch wichtig, nachzudenken, dass das Klischee,
00:46:22: das man im Kino sieht, das Archiv von staubigen Räumen mit alten Männern drinnen, so nicht stimmt.
00:46:31: Also, bei mir schon aber sonst nicht. Tobias: Was ist es staubig bei dir? [lacht] Lukas: Wir werden vom Steuerzahler
00:46:41: bezahlt und umso mehr freuen wir uns, wenn wir dem Steuerzahler auch eine Dienstleistung zurückgeben
00:46:47: können. Und das geht heute am besten, wenn jemand vorbeikommt, anruft, anmailt und wir werden
00:46:55: versuchen, so schnell es geht und so gut es geht, weiter zu helfen oder zu antworten.
00:47:01: Tobias: Vor allem was ich auch gemerkt habe, wenn jemand vorbeikommt, das ist ja für uns auf der Bereicherung,
00:47:06: weil wir auch Sachen, was wir nicht aus Dokumenten ziehen können, auch alltagsgeschichtliche Sachen ja
00:47:12: doch irgendwo dann aufnehmen. Das finde ich nämlich auch wahnsinnig interessant an dem ganzen Beruf,
00:47:17: weil durch die Arbeit erfährst du dann eigentlich selber auch gleich wieder mehr. Auch wenn du für
00:47:22: Anfrage beantwortest, musst du dir selber auf die Suche gehen oder wenn da jemand quasi dann
00:47:28: auch aus der Familie ein Geschichte was erzählt, dann kommt dann auch dann relativ viel rüber.
00:47:33: Lukas: Also, ich bin in 25 Jahren nicht einmal bei der Tür rausgegangen, ohne dass ich nicht was dazugelernt
00:47:39: gehabt hätte. Also das ist sicher einer der ganz reizvollen Aspekte in dem Job, dass man jeden
00:47:46: Tag was Neues sieht, lernt, versteht, Zusammenhänge erkennt von Familien oder von Menschen, was
00:47:53: mitkriegt und versteht. Und das ist eigentlich was extrem reizvolles, dass man da laufend Neues
00:48:03: erkennt. Blöd ist natürlich, dass wenn man eines Tages nicht mehr da ist, dass natürlich mit jedem
00:48:09: Menschen, der geht, auch sehr viel Wissen und Fachwissen geht. Das ist ein großes Problem. Ja,
00:48:17: ich weiß auch keine Lösung dazu, aber denke mir, das ist gerade bei so etwas, was so aufbauend ist
00:48:26: wie in unserem Geschäft, dass ein Mensch, der nach 10, 20 Jahren geht und sagt, ab morgen bin ich
00:48:32: Pensionist, da bricht irrsinnig viel weg, was wieder Jahre braucht, bis man sich es arbeitet.
00:48:38: Aber es ist irgendwie... es hat noch keinen richtigen Weg gegeben, wie man das Wissen konservieren könnte. Das gibt's
00:48:45: blöderweise nicht. Aber ja, mal schauen. Tobias: Gut. Wir sind eh schon relativ foldgeschritten in der Zeit.
00:48:54: Das heißt, ich sage noch mal, danke, wir hören die eh noch mal in einer weiteren Folge,
00:48:59: in der nächsten sogar. Und wie gesagt, kommt noch mehr vorbei. Kommt zu uns vorbei,
00:49:04: es zahlt sich immer aus, muss ich sagen. Es gibt immer was zum Schauen. Lukas: Ja. das auf jeden Fall. Tobias: Das ist wie ein Spaziergang.
00:49:10: Tobias: [lachend] Das heißt, es gibt immer was zum Sehen.
00:49:12: [Outro-Musik]
00:49:27:
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